Denn noch bei den griechischen Dichtern des 6. Jahrhunderts war der wahre Diskurs – im starken und wertbetonten Sinnes des Wortes: der wahre Diskurs, vor dem man Achtung und Ehrfurcht hatte und dem man sich unterwerfen musste, weil er der herrschende war – eben der Diskurs, der von dem hierzu Befugten nach dem erforderlichen Ritual verlautbart worden ist; […] Aber schon ein Jahrhundert später lag die höchste Wahrheit nicht mehr in dem, was der Diskurs war, oder in dem, was er tat, sie lag in dem, was er sagte: eines Tages hatte sich die Wahrheit vom ritualisierten, wirksamen und gerechten Akt der Aussage weg und zur Aussage selbst hin verschoben: zu ihrem Sinn, ihrer Form, ihrem Gegenstand, ihrem referentiellem Bezug.
Michel Foucault geht in diesem Zitat auf eine Stufe vor der Wahrheit als Übereinstimmung der Aussage mit der Wirklichkeit zurück, auf eine Stufe also, wo auch im europäischen Raum noch nicht nur eine Wahrheit galt, so wie es in der asiatischen Philosophie noch heute selbstverständlich ist.
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