Nach Schätzung der Bank von England haben die Finanzinstitute während der Finanzkrise bisher schon 2,8 Billionen, also 2 800 Milliarden Dollar verloren. Das entspricht gut 80% der Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik im Jahr 2007.
Die gute Nachricht: Das Geld ist nicht verwendet worden, um Menschen zu töten, es liegt nicht als Landmine versteckt in der Landschaft, als namenloser Terrorist, der jeden tötet, der ihm zu nahe kommt und ihn nicht rechtzeitig zuvor auszuschalten weiß. (Jedenfalls nur ein Teil davon.)
Die schlechte Nachricht:
Erstens: Es hat nie einen realen Gegenwert dafür gegeben. Es ist nur erfunden worden, um anderen ihr Geld aus der Tasche zu ziehen. Mit seiner Hilfe konnten Gewinne von 25% und mehr für das eingesetzte Kapital gemacht werden, obwohl in der produktiven Wirtschaft weniger als 8% erwirtschaftet wurden. So ist das Geld von den Arglosen – meist Durchschnittverdienern – zu Spekulanten, vermutlich aber auch zu bewussten Betrügern gewandert.
Zweitens: Es hat zu einer ungeheuren Fehlleitung der Ressourcen an Arbeit, Rohstoffen und Energie geführt. Hunderttausende von Häusern stehen jetzt leer, für deren Erwerb es keine ausreichende Kaufkraft gab – und die deshalb – nach Marktgesetzen – gar nicht hätten nachgefragt werden dürfen. Eine gewaltige Fehlplanung des Marktes, der doch angeblich Wirtschaftsströme so sinnvoll steuern kann.
Und drittens: Beim – notwendigen – Versuch, eine noch schwerere Krise der Realwirtschaft zu verhindern, als sie jetzt trotz aller Gegenmaßnahmen eintreten wird, wird der Staat das Geld der Steuerzahler dazu verwenden, Kreditbetrügern und Spekulanten, selbst solchen, die sich verspekuliert haben, die Gewinne zu sichern. Und – was noch schlimmer ist – die Staaten werden zusätzlich für eine weitere Fehlleitung von Ressourcen sorgen, weil sie das Geld nicht in notwendigen Klimaschutz (wie Wärmedämmung und die Erschließung erneuerbarer Energien) und in Bildung investieren, sondern die Anschaffung von Klimakillern (z.B. technisch überholte, ineffiziente Spritfresser) zu finanzieren helfen.
Damit wird uns vorgeführt, wie die Banken die Marktmechanismen ausgenutzt haben, um genau das zu erreichen, was wir den sozialistischen Planwirtschaften – zu Recht – vorwerfen.
Für diejenigen, die konkreter wissen wollen, wohin das Geld gegangen ist: Der erfolgreiche Spekulant Porschechef Wendelin Wiedeking erhält für das Geschäftsjahr 2007/08 etwa 77 Millionen Euro ausgezahlt. Schließlich hat er erreicht, dass der Gewinn von Porsche größer war als der gesamte Umsatz. Das ließe sich mit der Produktion von Autos nicht erreichen, und wenn es die besten der Welt wären.
Und wenn man wissen will, woher die Staaten das Geld bekommen könnten, das sie jetzt zur Absicherung der Gewinne von Spekulanten und Kreditbetrügern ausgeben (und – wie gesagt – wohl auch ausgeben müssen, um Schlimmeres zu verhindern). Eine Erbschaftssteuer von 65% auf alle Vermögen über eine Milliarde Dollar brächte genauso viel Geld in die Staatskassen, wie jetzt durch die Spekulation der Finanzierungsinstitute verloren gegangen ist. Eine Diskussion wie gegenwärtig bei den Familienunternehmen brauchte man deswegen nicht zu fürchten, denn selbst Erben des ärmsten der Milliardäre blieben nach dieser exzeptionell hohen Erbschaftssteuer noch 350 Mill. $ zu verteilen. Aber – zur Beruhigung der Milliardäre – die Staaten werden sich auf die Durchsetzung einer solchen Steuer nicht einigen. Eher werden sie gemeinsam wirkungsvolle Maßnahmen zur effektiven Verminderung des Kohlendioxidausstoßes beschließen und durchführen.
Als eine Art Schleichwerbung: Meine Zahlen habe ich aus der ZEIT vom 27.11. und der WELT am Sonntag vom 30.11.08.