Archive for Januar 2010

Wissenschaft als Mythos

31. Januar 2010

Meiner Meinung nach vertreten die modernen Wissenschaften sowohl die Position Heraklits (ständiger Wandel) wie die des Parmenides (das Sein bleibt).
Zum einen verstehen wir uns heute als historisch. Wissenschaft und Technik verändern sich ständig. Wir haben deshalb ständig neue Situationen, aus denen heraus wir die Welt verstehen müssen. (z.B. hat sie sich durch das Internet stark verändert)
Andererseits vertreten die Physiker den Satz von der Erhaltung der Gesamtmenge von Materie und Energie. Zwar ist Materie nicht unvergänglich. Sie kann sich völlig in Energie verwandeln, aber die entstandene Energie entspricht genau der Menge der verwandelten Materie.
Andererseits kann aus Energie Materie entstehen. Die vielen Elmentarteilchen, die die Physiker erzeugen.
Das ist sozusagen reiner Parmenides.

Allerdings alle diese Kenntnisse haben wir nur aus zweiter Hand. Selbst Nobelpreisträge können über 99% dessen, was unser Weltwissen ausmacht, nicht überprüfen. Das heißt aber, dass diese Welterklärung praktisch Mythologie ist.
Wir können diese Mythologien nur daraufhin prüfen, ob sie uns hilfreich sind, nicht auf ihre Übereinstimmung mit der Wirklichkeit.

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FDP-Entwicklungshilfeminister bedroht humanitäre Organisationen

26. Januar 2010

Dirk Niebel, neuer Minister für Entwicklungshilfe hat humanitären Organisationen, die ihre Hilfe nicht strikt nur in Mandatsgebiet der Bundeswehr ausüben, angedroht, die fianzielle Unterstützung zu entziehen. So berichtet Rupert Neudeck, Gründer des Komitee Cap Anamur.
So bestätigt Niebel die Befürchtungen bei seinem Amtsantritt, er werde Entwicklungshilfegelder zur Durchsetzung wirtschaftlicher und politischer Ziele einsetzen statt für Hilfsbedürftige.
Neudeck fordert die Nichtregierungsorganisationen auf, auf staatliche Gelder zu verzichten. Natürlich ist das eine denkbare Antwort. Besser wäre es freilich, der Minister würde sich dazu entschließen, seine Arbeit zu tun, statt sich zum Büttel anderer zu machen.

Veränderung unserer Welt durch das Internet

26. Januar 2010

Die digitalen Medien, und da wieder besonders das Web zusammen mit den Handys, verändern die alte Bürokultur, die knapp 30 Jahre im papierenen Fax-Zeitalter verharrte: Siemens Telefonanlagen, Rank Xerox Photokopierer, Microsoft Office Files, die permanent ausgedruckt wurden und dann gleich wieder zu vielen feinen Streifen zerschnitzelt. Die Digital Natives sind eher Objekte dieser Entwicklung, nicht Ursache und Treiber.

So schreibt Martin Lindner in seinem Blog über Weblernen. Die Frage, ob Alte oder Junge netzaffiner sind, beantwortet er sozusagen dialektisch: Um im Netz eine Rolle zu spielen, braucht man sprachliches Training. Das haben die heute Aktiven meist außerhalb des Netzes gelernt. Die meisten Jungen sind nur für Chatten und Spiele im Netz.
Andererseits: Seine Tochter hat alles mögliche im Netz ohne Anleitung gelernt und bewegt sich mit 12 jahren dort mit großer Sicherheit.

Meine Position zunächst nur kurz.
Ich gebe ihm Recht. Genauer aber: Die Älteren finden die Bereiche im Netz, die ihren Interessen und Begabungen entsprechen. Die Jüngeren benutzen das Netz zunächst einmal vielseitiger, weil sie weniger festgelegt/geprägt sind. Dadurch bilden sich auch technisch breitere Handlungsfähigkeiten heraus.
Natürlich benutzt eine extrem hohe Prozentzahl Computer wie Netz fast nur zur Unterhaltung. Der Prozentsatz ist bei den Kindern gewiss größer als bei den 80-jährigen. (Es sei denn, man fasst alles, was Nicht-Berufstätige machen, nur noch als Unterhaltung auf.)

Schwarz-gelber Etikettenschwindel

22. Januar 2010

Die schwarz-gelbe Koalition hat einen ungewöhnlich verkorksten Start hingelegt. Von Anfang an zerstritten hat sie dann aber doch gegen den Willen der Mehrheit der CDU/CSU und selbst der FDP-Wähler eine unsinnige Klientel-Steuersenkung beschlossen.
Ich persönlich glaube nicht, dass Spenden zu dieser Entscheidung der FDP-Führungsspitze wesentlich beigetragen haben. Die FDP-Spitze hat wohl wirklich daran geglaubt, dass jede Art von Steuersenkung für Reiche die Konjunktur ankurbelt.
Um mit der Blamage nicht mehr verbunden zu sein, nennt sich die Koalition jetzt christlich-sozial. (144 000 Nennungen bei Google gegenüber 6,5 Mill. für schwarz-gelb) Dabei ist bereits seit Jahrzehnten bekannt, dass die Union wenig für christliche Werte übrig hat. Die FDP hat ihre liberalen Grundsätze freilich erst beeinflusst von Möllemann und Westerwelle zum Alteisen geworfen.

Der Aufstieg Europas der Untergang des Abendlands

20. Januar 2010

Oswald Spengler hat ihn beschrieben, den Untergang des Abendlandes. Dafür musste er freilich das Abendland streng von der Antike trennen. Es durfte erst nach dem dunklen Frühmittelalter beginnen, dem man später dann ohne Mühe 300 Jahre wegzustreichen unternehmen konnte. In der Gotik soll es begonnen haben, als mit Marien- und Teufelskult der faustische Mensch entstanden sein soll, das Abendland, das Spengler untergehen sieht.
Dass der Europagedanke sich so stark entwickeln würde, dass es zu einer Europäischen Union kam, wäre ihm nicht recht gewesen. Denn – so führt er auf Seite 22 meiner Ausgabe des Untergangs aus:
„Das Wort Europa sollte aus der Geschichte gestrichen werden. Es gibt keinen Europäer als historischen Typus. […] Das sind Worte, die aus einer oberflächlichen Interpretation der Landkarte stammen und denen nichts Wirkliches entspricht. Es war allein das Wort Europa mit dem unter seinem Einfluß entstandenen Gedankenkomplex, das Rußland mit dem Abendlande in unserem historischen Bewußtsein zu einer durch nichts gerechtfertigten Einheit verband. […] Orient und Okzident sind Begriffe von echtem historischen Gehalt. „Europa“ ist leerer Schall.“
Eine begründete Befriedigung hätte er freilich darin finden können, dass nicht nur Russland, sondern auch Ukraine und Belarus von der gegenwärtigen Situation her gesehen wohl auch mittelfristig nicht Teil der EU werden können.
Spenglers Geschichtsmorphologie ist höchst anregend, führt freilich anstelle eines Eurozentrismus einen versteckten deutschnationalen Zentrismus ein, denn Gotik und faustischer Mensch, wie Spengler sie darstellt, tragen doch recht deutsche Züge.

Erdbeben in Haiti

16. Januar 2010

Vertreter der Vereinten Nationen sprechen jetzt von der schlimmsten Katastrophe, mit die die UN je zu tun hatte.
Für mich gibt es gegenwärtig nichts zu kommentieren. Viel zu unvollständig sind die Nachrichten, die ich bisher aufgenommen habe.
Es steht zu hoffen, dass das Bild bald etwas klarer und – wenn möglich – etwas weniger schrecklich werden wird.

Blogs, die aus Haiti berichten (nach Süddeutsche Zeitung vom 20. 1. 10, Seite 31):

http://haiti-seisme.blogspot.com

http://livesayhaiti.blogspot.com

http://twitter.com/RAMhaiti

http://opexnews.over-blog.com

Wo geht das Geld hin?

15. Januar 2010

Wir haben von den Milliardenboni gehört und davon, dass sie seit der Krise noch zugenommen haben.
Empören könnte man sich, wenn man von dem Luxus hört, den sie erlauben.
43 000 Euro kostet ein Kilo vom besten Rindfleisch, wie es die besseren unter den Nobelrestaurants dieser Welt anbieten. Vergoldete Hamburger gibt es etc.. Banker geben nicht selten an einem Abend mehr Geld aus, „als manche Menschen in ihrem Leben verdienen“ (ZEIT vgl. o.). Das ist zwar ein Skandal, aber das ist nicht das wirtschaftliche Problem.
Das Problem „liegt darin, dass sich dadurch ihr Konto nicht leert. Dass sie nicht mehr wissen, wohin mit den Millionen.“ (ZEIT vgl. o.) Das heißt aber, dass sie damit nicht konsumieren, sondern spekulieren. Die Boni sind nicht nur ungerecht, sie tragen zur neuen Blase bei. Und damit zur weiteren finanziellen Ausblutung der Staaten und derer, die nahe der Armutsschwelle oder sogar bereits darunter liegen.
Das heißt praktisch, dass die Manager aufgrund ihrer hohen Bezahlung geradezu „zwangsläufig“ dazu beitragen, unser Wirtschaftssystem zu Grabe zu tragen.
Freilich, zwangsläufig würde nur Karl Marx sagen. In Wirklichkeit haben die Staaten die Instrumente, den Zusammenbruch des Systems zu verhindern; aber nur wenn sie zusammenarbeiten. Und davon sind wir noch weit entfernt.

Wo ist das Geld geblieben? (2)

15. Januar 2010

Die Frage „Wo ist das Geld geblieben?“ habe ich in diesem Blog schon einmal gestellt. Die 1,5 Billionen Euro, die im Zuge der Finanzkrise von den Zentralbanken geschaffen wurden, gingen nur zu einem sehr geringen Teil in die Realwirtschaft, sondern primär wieder dahin, wo die größere Rendite lockte, in Spekulation: Firmenbeteiligungen, Rohstoffe und natürlich auch wieder reine Finanzpapiere.
Nur ein vergleichsweise kleiner Teil davon floss wieder in Bonifikationen an die Manager. Doch der kann sich durchaus sehen lassen:
„Nach Berechnungen der amerikanischen Zeitung Wall Street Journal zahlen allein die 23 größten amerikanischen Banken ihren Mitarbeitern in diesem Jahr Gehälter in Höhe von 95 Milliarden Dollar. Das sind zehn Milliarden Dollar mehr als im bisherigen Rekordjahr 2007 und über 20 Milliarden Dollar mehr als im Krisenjahr 2008.“ (DIE ZEIT, 14.1.10, S.15)
10 Milliarden Dollar mehr als im bisherigen Rekordjahr. Der Einbruch von 2008 ist für die Finanzspekulanten jetzt schon wieder „gut gemacht“ worden. Der Einbruch an Arbeitsplätzen für die, die an der Krise unschuldig sind, ist beileibe noch nicht überwunden. Das Schlimmste steht noch bevor.

Verantwortung

9. Januar 2010

Die Tatsache, dass die Menschheit inzwischen so viel Einfluss auf ihre Umwelt hat, dass sie sie so umgestalten kann, dass sie menschliches Überleben ausschließt, zusammen mit der Entwicklung internationaler Zusammenarbeit haben es möglich gemacht, nicht nur eine persönliche, sondern eine kollektive Verantwortung für möglich zu halten.
In Das Prinzip Verantwortung hat Hans Jonas diese Verantwortung beschrieben.
Umweltschützern und Politikern wird inzwischen, wie Goethes Mephisto es angekündigt hat, vor ihrer „Gottähnlichkeit bange“, während Wirtschaftsbosse – mit neoliberalen Marktgläubigen in ihrem Gefolge – die volle Verantwortung für den Klimawandel gern „Mutter Natur“ zuschreiben möchten und auf die unsichtbare Hand des göttlichen Marktes und den seligmachenden technischen Fortschritt als die einzig denkbaren Retter aus allen menschengemachten Krisen vertrauen. (Oder tun sie nur so?)

Ebenbild Gottes

9. Januar 2010

Wir sind ’nicht Gottes Ebenbild‘, habe ich im vorigen Eintrag gesagt. Damit ist nicht nur gemeint, dass Frau und Mann sich unterscheiden und schlecht  sowohl Claudia Schiffer wie der Bulle von Tölz sein getreues Abbild darstellen können.

Auch die Rede vom verborgenen Gott passt schlecht dazu, dass mehrere Milliarden Ebenbilder auf der Erde herumlaufen.

Und doch hat die Rede von der Gottebenbildlichkeit ihren guten Sinn, insofern sie lange vor dem Holocaust die Würde des Menschen als Konzept eingeführt hat. In diesem Sinne stehe ich  dazu.