Angela Merkel

In meinen Augen steht sie für die falsche Politik und hat mit dem Ausstieg aus dem Atomausstieg eine verhängnisvolle Fehlentscheidung getroffen. (Ob sie langfristig verhängnisvoll ist, entscheidet sich zum einen daran, wie rasch sie korrigiert wird, zum anderen daran, ob die Katastrophe schon vor dem ursprünglich geplanten Ausstieg eintritt.)
Freilich stand auch Bismarck in meinen Augen für die falsche Politik, und seine Entscheidung für den Obrigkeitsstaat und die Herbeiführung der Reichseinigung durch Kriege war m.E. auch verhängnisvoll. (Man merkt, ich suche die Vergleiche nicht bei Koch, Seehofer oder Westerwelle.)
Freilich, Bismarck war von seinem Herkommen so konservativ bis reaktionär, dass er noch mehr Revolutionär hätte sein müssen, als er ohnehin schon war, um eine wesentlich andere Politik zu betreiben.
Dagegen Angela Merkel hätte als Physikerin und ehemalige Umweltministerin sehen müssen, dass der Atomausstieg der umweltpolitisch beste Kompromiss war, der zu haben war. (Natürlich hätte er früher liegen müssen. Pragmatisch gesehen war er offenbar vorher nicht möglich.)
Sie hat also sehenden Auges für einen taktischen Vorteil – Geld in die Kasse – eine grundlegend falsche Strategie eingeschlagen.

Aber trifft die Kritik, die an ihrem ersten Regierungsjahr mit der schwarz-gelben Regierung geübt worden ist?
Natürlich hätte sie sich Zeit nehmen und einen sauberen Koalitionsvertrag aushandeln müssen. Besser als das Chaos von 2009/10 wäre eine Wiederholung des Zusammengehens mit der SPD für das Regierungshandeln gewiss gewesen.
Aber als Taktikerin hat sie wieder brilliert. So wie sie Stoiber den Vortritt ließ, als der Wahlerfolg nur scheinbar sicher war, hat sie jetzt die Kampfhähne Westerwelle und Seehofer sich völlig demontieren lassen und kann auf fähigere Nachwuchskräfte in FDP und CSU warten. (Wir wissen, was sich abzeichnet, bzw. nicht abzeichnet.)

Ein Politiker vom Rang eines Bismarck hätte zumindest den ernsthaften Versuch gemacht, in den G20 einen Kompromiss auszuhandeln, indem er den Gegensatz USA – China nicht in eine fruchtlose Konfrontation, sondern in Richtung auf eine Koexistenz oder gar kurzfristige Kooperation gelenkt hätte.

Als Taktikerin brilliant, fähig mit Talenten zusammenzuarbeiten. Bei der Bekämpfung der Finanzkrise merkte man ihr nichts mehr von ihrer brutto-netto-Verwechslung an.
Als Strategin aber ist sie, die ohne feste ideologische Prägungen in das Politikgeschäft eingestiegen ist, ein Versager.
Sie kann Kanzlerin und hat außenpolitisch eine weit überzeugendere Leistung abgeliefert als Magaret Thatcher mit ihrer engen nationalen Interessenpolitik und dem Falklandkrieg. Die Position einer „Staatsfrau“ aber bleibt in Deutschland weiterhin offen.

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