Wahrnehmung entsteht durch den Wahrnehmungsapparat, Erkenntnis durch den Erkenntnisapparat. Beide scheinen bei Menschen anders ausgebildet zu sein als bei Fliegen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind konstruiert. Insbesondere welche, die sich falsifizieren lassen. Sonst wären sie Erfahrungen, tiefbewegend, prägend, unverstanden.
Der psychologische Konstruktivist lässt sich von Erfahrungen nicht auf eine Konstruktion der Welt festlegen, bewahrt sich Freiheit für eine andere, die ihm mehr Möglichkeiten bietet.
Interpretation von Erfahrungen, Situationen können Handlungsmöglichkeiten erschließen, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere, denen man sie erschließt.
D.h. durch Interpretation kann man andere zum Handeln ermächtigen.
Andere ermächtigen zu können ist eine Macht. Interpretationsfähigkeit ist also Macht.
Interpretieren heißt, einen Sinn hineinlegen, herauslesen, Sinngebung des Sinnlosen.
Sinngebung bedeutet Macht.
Andererseits erleichtert Macht es, die Interpretationshoheit über eine Situation zu gewinnen.
Wer Geld hat, braucht nicht um Hilfe zu bitten, sondern kann Arbeitsplätze anbieten.
Wer befördern kann, kann festlegen, welches Verhalten beförderungswürdig, also richtiges Verhalten ist.
So kann der Staat eine wissenschaftliche Leistung danach bewerten, wie weit sie Drittmittel angezogen hat.
Macht schafft Macht.
Frage: Wie weit sind wir in der Interpretation einer Situation, einer Erfahrung, einer Sozialbeziehung frei, wenn sie dadurch geprägt ist, dass andere Machtmittel haben: Folterkammern (wie Nazis in Deutschland und Besatzungsmächte im Irak), Medien zur öffentlichen Interpretation der Situation (wie Diktatoren und Berlusconi)