Archive for Oktober 2014

Shakespeare Sonnet 73

29. Oktober 2014

SONNET 73

That time of year thou may’st in me behold
When yellow leaves, or none, or few, do hang
Upon those boughs which shake against the cold,
Bare ruin’d choirs, where late the sweet birds sang.
In me thou see’st the twilight of such day,
As after sunset fadeth in the west,
Which by-and-by black night doth take away,
Death’s second self, that seals up all in rest.
In me thou see’st the glowing of such fire
That on the ashes of his youth doth lie,
As the death-bed whereon it must expire
Consum’d with that which it was nourish’d by.
This thou perceivest, which makes thy love more strong,
To love that well which thou must leave ere long.

Kongenial übersetzt von Michael Mertes. Ich gebe zu, dass ich die Übersetzung zuerst kennen und lieben lernte: Die herbstlichen Farben, die Ähnlichkeit der eigenen Lebenssituation mit dem Herbst von Ende Oktober / Anfang November, die menschliche Haltung.
Natürlich findet sich das im Barock tausendfach; aber so wenig artifiziell mit so großem Kunstverstand gesagt, berührt es mich sehr.

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Passiver Widerstand gegen den Holocaust

27. Oktober 2014

Den bekanntesten erfolgreichen passiven Widerstand haben die deutschen Frauen Tausender Juden geleistet, die in die Vernichtungslager deportiert werden sollten. Sie haben tagelang die Berliner Rosenstraße besetzt, bis die Nazis auf die Deportation verzichteten.

Die Wikipedia schreibt dazu: „Der Rosenstraße-Protest war die  größte spontane Protestdemonstration im Deutschen Reich während der Zeit des Nationalsozialismus. Ende Februar/Anfang März 1943 verlangten „arische“ Ehepartner aus „Mischehen“ und andere Angehörige von verhafteten Juden in Berlin deren Freilassung.“
Den umfassendsten passiven Widerstand haben die Judenräte geleistet, die von den Nazis dazu gezwungen wurden, ihnen bei der Erfassung und Ermordung ihrer Schicksalsgenossen zu helfen.

Zitat aus dem Wikipediaartikel:
„Die ersten Judenräte mussten für sie vor allem die jüdische Bevölkerung ihres Ortes zählen, Wohnungen räumen lassen und ihnen übergeben, Zwangsarbeiter zur Verfügung stellen, Wertsachen konfiszieren, Tribute sammeln und auszahlen.
Durch diese Maßnahmen der Besatzer, die zudem alle staatlichen Dienstleistungen strichen und verhinderten, entstanden enorme Versorgungsprobleme in den jüdischen Gemeinden. Daher nahmen die Judenräte auch am Aufbau eigener Ersatzinstitutionen teil. Sie versuchten, die Lebensmittelverteilung zu organisieren, Krankenstationen, Altenheime, Waisenhäuser und Schulen aufzubauen. Zugleich versuchten sie mit den ihnen verbliebenen Möglichkeiten, den Zwangsmaßnahmen entgegenzuwirken und Zeit zu gewinnen.
Dazu verzögerten sie die Umsetzung der Befehle und bemühten sich, diese abzuschwächen, indem sie Rivalitäten verschiedener Besatzungsstellen auszunutzen versuchten. Sie stellten ihre Arbeitskräfte als möglichst unentbehrlich für die Deutschen dar, um ihre Versorgungslage zu verbessern und die Deutschen zur Rücknahme einiger Kollektivstrafen zu bewegen.“ (Hervorhebung von mir)
Meinen vollständigen Artikel findet man auf dem Blog Fontanefan.

Martin Luther und die Juden

5. Oktober 2014

Nach den Schriften des jungen Luther, in denen er den Ausschluss von Juden aus den meisten Berufen kritisierte, der sie in Richtung Krämer und Geldwechsler drängte*, ist bei ihm spätestens seit 1537 eine solch verschärfte Polemik gegen Juden zu beachten, dass verständlich wird, weshalb die Nationalsozialisten zur Rechtfertigung ihres Antisemitismus gegenüber protestantischen Kreisen gern auf Luthers wüste Schriften gegen die Juden (nicht rassistisch-antisemitische, sondern religionspolemische antijudaistische) zurückgriffen.

Seit der pietistischen Kritik durch Spener waren diese Schriften kaum noch ediert und so gut wie ganz aus der theologischen Diskussion verbannt worden. Das führte dazu, dass viele protestantische Theologen diese Schriften nicht kannten oder doch zumindest sich nicht mit ihnen auseinandersetzten.

Heute fürchtet man weniger, dass die Autorität Luthers dazu verführen könnte, ihm in seinen antijüdischen Thesen zu folgen, und legt größeren Wert darauf, ein unverfälschtes Bild Luthers zu überliefern und dementsprechend seine menschenverachtenden Polemiken heranzuziehen, um deutlich zu machen, wie sehr er in seinen späteren Lebensjahren Intoleranz gefördert hat.

Der Wikipediaartikel Luther und die Juden stellt die Entwicklung recht anschaulich dar.

* „Viele Juden begrüßten Luthers Schrift von 1523 als Sensation: Zum ersten Mal seit über 1000 Jahren eröffnete ihnen ein einflussreicher christlicher Theologe die Aussicht, sie menschlich, gewaltlos, als gleichberechtigte Gesprächspartner in der gemeinsamen Bibelauslegung zu behandeln und auch ihre Rechtslage zu verbessern. Darum schickten holländische Juden Luthers Schrift als Hoffnungszeichen an die verfolgten Juden Spaniens.“ (Seite „Martin Luther und die Juden“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Juni 2014, 19:14 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Martin_Luther_und_die_Juden&oldid=131195549 (Abgerufen: 5. Oktober 2014, 21:53 UTC))

Ausstellung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zu diesem Thema

Aufsatzsammlung: Die Schattenseiten des Reformators

Veranstaltungen: Bensheim, Frankfurt