Archive for the ‘Englisch’ Category

Shakespeare Sonnet 73

29. Oktober 2014

SONNET 73

That time of year thou may’st in me behold
When yellow leaves, or none, or few, do hang
Upon those boughs which shake against the cold,
Bare ruin’d choirs, where late the sweet birds sang.
In me thou see’st the twilight of such day,
As after sunset fadeth in the west,
Which by-and-by black night doth take away,
Death’s second self, that seals up all in rest.
In me thou see’st the glowing of such fire
That on the ashes of his youth doth lie,
As the death-bed whereon it must expire
Consum’d with that which it was nourish’d by.
This thou perceivest, which makes thy love more strong,
To love that well which thou must leave ere long.

Kongenial übersetzt von Michael Mertes. Ich gebe zu, dass ich die Übersetzung zuerst kennen und lieben lernte: Die herbstlichen Farben, die Ähnlichkeit der eigenen Lebenssituation mit dem Herbst von Ende Oktober / Anfang November, die menschliche Haltung.
Natürlich findet sich das im Barock tausendfach; aber so wenig artifiziell mit so großem Kunstverstand gesagt, berührt es mich sehr.

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Oxford

27. Mai 2008

Oxford war nur 19 Meilen entfernt. Die Kinder aus dem Endhaus wussten das, denn als sie klein waren, hatte ihre Mutter sie oft zu einem Spaziergang zur Landstraße mitgenommen, und sie gingen niemals an dem Meilenstein vorbei, ohne dass ihnen die Inschrift vorgelesen worden wäre: Oxford XIX Meilen.

Sie fragten sich oft, wie es in Oxford sei, und fragten auch andere danach. Eine Antwort war, es sei eine ganz große Stadt, wo ein Mann 25 Schilling in der Woche verdienen könne, aber da er beinahe die Hälfte davon für die Hausmiete zahlen müsse und nirgendwo ein Schwein halten und viel Gemüse anbauen könne, wäre er ein Narr, wenn er dorthin ginge.

Ein Mädchen, das wirklich einmal zu Besuch dort gewesen war, sagte, man könne dort eine große rosa-weiße Zuckerstange für einen Penny kaufen und einer der Mieter ihrer Tante habe ihr fürs Schuheputzen einen ganzen Schilling gegeben.

Ihre Mutter sagte den Kindern, Oxford werde City genannt, weil dort ein Bischof lebe, und dass dort jährlich ein großer Jahrmarkt gehalten werde, und das schien alles zu sein, was sie darüber wusste.

[…] So war Oxford für sie einige Zeit ein Schemen von Bischöfen (sie hatten ein Bild von einem Bischof, der mit weiten weißen Ärmeln auf einem Stuhl mit hoher Rückenlehne saß, gesehen), von Schaukeln, Schaubuden und Kokosraspel (denn, was ein Jahrmarkt war, wussten sie) und kleinen Mädchen, die rosa-weiße Zuckerstangen lutschten und Schuhe putzten. Aber sich einen Ort ohne Schweineställe und Gemüsegärten vorzustellen, war weit schwieriger. Ohne Speck und Kohl, was sollten die Leute dann essen? […]

Obwohl es die Hauptstraße war, gab es dort kaum Verkehr, denn die Marktstadt lag in entgegengesetzter Richtung, das nächste Dorf lag in fünf Meilen Entfernung, und mit Oxford gab es aus so großer Entfernung in diesen Tagen der Pferdewagen keinen Verkehrsaustausch über die Straße […] Zu dieser Zeit war sie ganz verlassen. In drei Meilen Entfernung donnerten die Züge über eine Eisenbahnbücke, in denen die fuhren, die – hätten sie einige Jahre früher oder später gelebt – die Straße benutzt hätten. Die Leute sagten, es werde viel zu viel Geld für Straßenindstandhaltung ausgegeben, denn deren Zeit sei vorüber, sie würde nur noch für Leute gebraucht, die von einem Dorf zum anderen wollten. (Flora Thomson: Lark Rise to Candlefort)