Archive for the ‘Wissenschaft’ Category

Lektüreempfehlung „Sitzkrieg“

2. Dezember 2017

Depression ist eine gefährliche Krankheit, die weit häufiger, als der Laie meint, rein physiologische Ursachen hat, die freilich psychische Folgen haben, die von der Psyche her nicht angegangen werden können.

Der Text „Sitzkrieg im Kopf“ zeigt aber, wie sich mensch (wie der Autor (Tanne im Nadelwald) persönlicher bezeichnet, was gemeinhin unpersönlich man genannt wird) eine Pause nutzen kann wie die Soldaten an der Westfront im Ersten Weltkrieg das erste Kriegsweihnachten .*

Den Text und die Kommentare dazu kann ich empfehlen. Die übrigen Texte sollte man testen, bevor man sich auf sie einlässt. Nicht alle sind für alle geschrieben.

Ich danke hier Tanne dafür, dass er mich mit seinem Blog bekannt gemacht hat.

*Michael Jürgs: Der kleine Frieden im Großen Krieg. Westfront 1914: Als Deutsche, Franzosen und Briten gemeinsam Weihnachten feierten.  München 2003,  Hirschfeld u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. 2014, S. 957 ff.

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Über das Kommentieren von Blogartikeln

28. Oktober 2012

Ich möchte auf einen interessanten Blogbeitrag über das Kommentieren in wissenschaftlichen Blogs mit einer fast noch interessanteren Diskussion hinweisen.
Ich hoffe, in den nächsten Tagen meinerseits noch etwas dazu schreiben zu können.

Zunächst verlinke ich nur einen älteren Blogartikel von mir.

Forschung und Wikipedia

4. November 2011

Das US-Wissenschaftsmagazin RNA Biology hat seine Autoren aufgefordert, Kurzfassungen ihrer Aufsätze in die Wikipedia einzustellen.
Interessant ist die Diskussion von Autoren dazu in Nature.
In der Tat, die Grenze zwischen “nur Publikation allgemein anerkannten Wissens” und “Publikation aktueller Forschung” wird hier nur formell eingehalten, insofern der Wikipediaartikel zunächst nur im Benutzernamensraum entsteht und erst nach Veröffentlichung des Artikels in den Artikelnamensraum verschoben wird.

Interessant ist an der Nature-Diskussion übrigens auch der folgende Beitrag :
“You scientists, I’m sure, will have a merry time on Wikipedia, so long as your scope of study remains restricted to things like nuclear RNAs found in nematodes. Because these subjects won’t capture the attention of the teenaged and still-in-college administrators who lord over content in more popular areas like music, video games, and politicians, you’ll imagine Wikipedia to be a delightful environment.” (Gregory Kohs)
Kurz gesagt: Für Wissenschaftler wird es in der Wikipedia schön sein, so lange sie nur Artikel für wenig besuchte Seiten schreiben; denn dann werden die Teenager-Administratoren, die noch aufs College gehen und die über die populäreren Bereiche herrschen, nicht darauf aufmerksam.

Ein interessantes Feld. Übrigens könnte es ernsthaft gefährlich werden, wenn Wissenschaftler dereinst nur noch gelesen würden, wenn sie auf einer von “Volksadministratoren” beherrschten Internetseite publizieren. Dann könnte eine gefährliche Verengung wissenschaftlicher Diskussion entstehen, so wie heute Forschung dadurch eingeengt wird, das als besonders wertvoll die Forschung gilt, die viele Drittmittel (finanzstarke Sponsoren) auf sich zieht.

Was vor 50 Millionen Jahren Viren taten, ist bekannt. Was die Bundesregierung mit ihrem Beschluss beschlossen hat, weiß man nicht.

29. Mai 2011

Die Genforschung ist heute immerhin so weit, dass sie erschließen kann, dass vor ca. 50 Millionen Jahren Viren Gene in das Erbgut der Vorgänger des Menschen eingeschleust haben, die jetzt nützliche Funktionen haben, z.B. das Wächtergen, das vor Dengeneration des männlichen Erbguts warnt und degenerierte Zellen  absterben lässt. Das berichtet jedenfalls die FR vom 28.5.11.

Da heißt es u.a.

Der Mechanismus schützt die Spermazellen vor der  Entartung. „Der Kontrollfaktor p63 steht für eine strenge Qualitätskontrolle des Erbguts“, sagt Dobbelstein. „Er wird vor allem in den Vorläufern von Keimzellen in großen Mengen angefertigt.“  Schon bei geringen Schäden an der DNA (Trägerin der Erbinformation) „sterben Zellen durch seine Wirkung ab. Dadurch wird vermieden, dass ein beschädigtes Genom  weitervererbt wird.“

Auf die molekulare Spur der einstigen Virusinfektion brachten die Forscher  Genbausteine, die im Aufbau Teilen des Aids-Virus ähneln, ohne jedoch zu einer Immunschwäche  zu führen. Der glückliche Zufall lieferte gleich doppelten Nutzen und hat sich deshalb in der Evolution durchgesetzt. Neben einer strikten Qualitätskontrolle für Spermien bremst der verstärkte Faktor p63 nämlich die Krebsentstehung aus, fanden die  Forscher zusammen mit ihren US-Kollegen von der Stony Brook University in New York heraus. FR 28.5.11

Fortsetzung vom 30.5.2011:
Asier Gomez-Olivencia hat herausgefunden, dass der Mensch schon vor 4 illionen Jahren an der – angeblichen? – Zivlilisationskrankheit Rückenschmerzen litt. Sein Beweis: etwa 45 Jahre alte Homo Heidelbergensis, der in Spanien gefunden wurde (geschätztes Alter der Knochen 500 000 Jahre, die restlichen 3,5 Millionen Jahre schafft Gomez-Olivencia im Handumdrehen). (Meldung vom 23.2.2011, Quelle)

Das alles ist freilich allzu aktuell. Schon am 8.7.2008 teilte Welt online mit, dass Dinosaurier schon vor 150 Millionen Jahren an Rückenschmerzen litten.

Wo wir doch so genau über die Vergangenheit informiert sind, warum wissen wir immer noch nicht, was die Bundesregierung gestern Nacht beschlossen hat: Geht Biblis B vom Netz oder nicht?

Quantenmechanik, Willensfreiheit und Finanzspekulation

1. Mai 2010

Durch einen Aufsatz  von H-J. Niemann (danke Xaver!), der die Folgen der Quantenmechanik für das naturwissenschaftliche Verständnis der Willensfreiheit und der Offenheit sozialer Prozesse veranschaulicht, bin ich darauf aufmerksam geworden, dass Popper schon in der Logik der Forschung die Erkenntnisse der Quantenmechanik (vgl. propensities) schon so stark einbezogen hat, dass er die Offenheit der Geschichte auch von daher gegen das deterministischere Weltbild von Marx verteidigen konnte.

Da im 19. Jahrhundert das naturwissenschaftliche Weltbild weit deterministischer geprägt war als im 20. seit Entwicklung der Quantenmechanik, liegt es nahe, dass – wenn nicht Marx, so doch zumindest Lenin und Stalin – tatsächlich stärker an eine Determiniertheit sozialer Vorgänge geglaubt haben, als uns das aufgrund unseres gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Weltbildes in den Sinn kommen will.

Dass Poppers Überlegungen zur Darstellung von Zufallsfolgen über mathematisch fest bestimmte Reihen mir verständlich gemacht haben, dass die Mathematiker, die die neuen Papiere gebastelt haben, tatsächlich geglaubt haben, dass sie das Risiko so klein und so gut verteilt hätten, dass es tatsächlich in aller Praxis verschwunden wäre, wäre noch zu erläutern.

Es könnte sein, dass sie vom finanziellen Zusammenbruch überrascht wurden wie die Anwender der Enigma von der Entschlüsselung ihres scheinbar so sicheren Chiffriersystems.

Neuronen, Gehirn, Markram und Martin

16. Mai 2009

Im Gehirn sieht er zum Beispiel eine »ideale Demokratie« verwirklicht: »Jede Nervenzelle ist einzigartig, und ein und dasselbe Signal wird von tausend Nervenzellen auf tausend unterschiedliche Arten verarbeitet. Doch zugleich respektieren sich die Neuronen vollständig und gleichen permanent ihre Interpretationen miteinander ab – ganz anders als eine menschliche Gesellschaft, in der einer sagt, er habe recht und alle anderen unrecht.

So schreibt Ulrich Schnabel in der ZEIT vom 14.5.09 über Henry Markram. Er hätte es auch über Jean-Pol Martin schreiben können. Beiden wollen aus ihren Neuronen ein Gehirn bauen. Markram versucht es mit einem Blue-Gene-Supercomputer, wie er sonst für Genom-Analysen eingesetzt wird. Martin versucht es freilich mit Menschen als „Neuronen„. Ich glaube, dass bei deiden Versuchen Faszinierendes herauskommen wird, auch wenn es ihnen nicht gelingt, ein Gehirn zu simulieren. Martin hat freilich einen Vorzug bei seinem Versuch: bei ihm sind die Gehirne schon in den „Neuronen“ drin.

Wie erklärt sich das?

31. Januar 2009

Die Sonne stand im Süden. Ich ging auf der Straße und warf keinen Schatten nach Norden, sondern nur einen nach Süden. Keine Lichtquelle außer der Sonne war im Spiel.

Zusatz:

Das ist keine erdachte Situation, sondern mir selbst passiert. Ich selbst hätte, ohne es zu erleben, kaum erraten, dass es das gibt. Wie man sich denken kann ist eine Art Spiegelwirkung der Grund, aber kein Spiegel und keine Glasscheiben oder Entsprechendes waren im Spiel. Vielmehr war es eine weiß gestrichene Hauswand, die so viel Licht zurückwarf, dass ich einen deutlichen Schatten warf.

Wikipedia und Forschung

19. Dezember 2008

Das US-Wissenschaftsmagazin RNA Biology hat seine Autoren aufgefordert, Kurzfassungen ihrer Aufsätze in die Wikipedia einzustellen.
Interessant ist die Diskussion von Autoren dazu in Nature.
In der Tat, die Grenze zwischen „nur Publikation allgemein anerkannten Wissens“ und „Publikation aktueller Forschung“ wird hier nur formell eingehalten, insofern der Wikipediaartikel zunächst nur im Benutzernamensraum entsteht und erst nach Veröffentlichung des Artikels in den Artikelnamensraum verschoben wird.

Interessant ist an der Nature-Diskussion übrigens auch der folgende Beitrag :
„You scientists, I’m sure, will have a merry time on Wikipedia, so long as your scope of study remains restricted to things like nuclear RNAs found in nematodes. Because these subjects won’t capture the attention of the teenaged and still-in-college administrators who lord over content in more popular areas like music, video games, and politicians, you’ll imagine Wikipedia to be a delightful environment.“ (Gregory Kohs)
Kurz gesagt: Für Wissenschaftler wird es in der Wikipedia schön sein, so lange sie nur Artikel für wenig besuchte Seiten schreiben; denn dann werden die Teenager-Administratoren, die noch aufs College gehen und die über die populäreren Bereiche herrschen, nicht darauf aufmerksam.

Ein interessantes Feld. Übrigens könnte es ernsthaft gefährlich werden, wenn Wissenschaftler dereinst nur noch gelesen würden, wenn sie auf einer von „Volksadministratoren“  beherrschten Internetseite publizieren. Dann könnte eine gefährliche Verengung wissenschaftlicher Diskussion entstehen, so wie heute Forschung dadurch eingeengt wird, das als besonders wertvoll die Forschung gilt, die viele Drittmittel (finanzstarke Sponsoren) auf sich zieht.

Über Plagiate

31. Oktober 2008

Ein Plagiat ist die Vorlage fremden geistigen Eigentums beziehungsweise eines fremden Werkes als eigenes oder Teil eines eigenen Werkes. Dieses kann sowohl eine exakte Kopie, eine Bearbeitung, eine Nacherzählung oder eine Übersetzung sein.

mit diesem „Zitat“ aus der Wikipedia beginnt Anne Lemhöfer ihren Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 31.10.2008. Genau genommen ist es aber weder ein Zitat der Version des Artikels vom 18.10.08 noch der vom 29.10.08, obwohl man doch annehmen darf, dass sie eine der drei Versionen von diesen Tagen benutzt hat.
Schon am 3.5.2004 enthielt der Artikel nämlich nach Plagiat den Zusatz (lat. plagium, Menschenraub). Anne Lemhöfer gibt freilich weder Artikelnamen noch das Datum der zitierten Version an, sondern erwähnt nur, dass die Sätze aus der Wikipedia stammen. Danach fährt sie freilich fort „und nach diesem Geständnis sind sie auch ordentlich als Zitat markiert“.
Das würde ich für jeden Zeitungsartikel zugeben, für einen über das Plagiat, muss ich dann allerdings sagen, ist es doch ein wenig ungenau.
Im Internet könnte man anders zitieren:

Plagiat (vom lat. Wort plagium, „Menschenraub“ abgeleitet) ist die Vorlage fremden geistigen Eigentums bzw. eines fremden Werkes als eigenes oder Teil eines eigenen Werkes. Dieses kann sowohl eine exakte Kopie, eine Bearbeitung (Umstellung von Wörtern oder Sätzen), eine Nacherzählung (Strukturübernahme) oder eine Übersetzung sein.

(Artikel Plagiat. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Oktober 2008, 10:37 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Plagiat&oldid=52376262 (Abgerufen: 31. Oktober 2008, 19:34 UTC))
Dann wäre auch der Forderung Wikipedias Genüge getan, dass durch die Zitatangabe auch erschließbar wird, wer an der zitierten Version mitgearbeitet hat.
In einer Zeitung, wie gesagt, kann man das nicht erwarten. Vielmehr ist der Autorin zu danken, dass sie darauf verweist, wie häufig gegenwärtig mit copy und paste (kopieren und einfügen) gearbeitet wird, ohne dass darauf hingewiesen wird. Natürlich geschah es auch in diesem Artikel, denn die Mühe, das von Wikipedia geforderte Zitierformat einzuhalten, hätte ich mir selbstverständlich nicht gemacht, wenn ich die Links korrekt hätte abtippen müssen.
Zur weiteren Information sollte man sich freilich unbedingt die Informationsseite zu Plagiaten der Fachhochschule, an der Frau Debora Weber-Wulff arbeitet, ansehen. Dort findet man auch eine Bewertung von Software zur Aufdeckung von Plagiaten aus dem Internet.
Den Artikel in der Wikipedia und die dortigen Internetlinks hätte man freilich gewiss auch ohne meinen Hinweis gefunden.