Posts Tagged ‘Börse’

Peer Steinbrück

26. November 2010

Preise werden durch Angebot und Nachfrage geregelt. An den Warenmärkten führt steigende Nachfrage im Normalfall zu einem erhöhten Angebot und die Preise sinken wieder.
An den Finanzmärkten können keine neuen Werte geschaffen werden. Deshalb steigen bei andauernder Nachfrage die Preise ins Unermessliche, es gibt eine Blase. Wenn die Nachfrage einmal sinkt und deshalb die Preise fallen, führt das nur bei mäßigen Schwankungen zu vermehrtem Angebot (über Gewinnmaßnahmen), bei stärker sinkenden Preisen kommt es zum allgemeinen Verkauf und damit zum Crash. (zu diesem „verkehrten“ Markt vgl. St. Schulmeister in der FR vom 26.11.)
Was hat das mit Steinbrück zu tun?
In seinem ersten Buch „Unterm Strich“ erläutert er die verschiedensten wirtschaftlichen Fehlentwicklungen – u.a. auch, dass in letzter Zeit ein Vielzahl von scheinbar neuen Werten geschaffen worden ist, indem Risiken so gut versteckt wurden, dass selbst die faulsten Kredite noch zu – scheinbar – soliden Werten umgemogelt werden können. Danach erklärt er, wie gut er die daraus ab 2007 folgende Finanzkrise bewältigt hat und: dass es keine wirksamen Mittel gegen neue Krisen dieser Art gibt, weil die Politik sich gegen die Wirtschaft nicht durchsetzen kann.
Man müsse sich deshalb mit Krisenmanagement zufrieden geben. Dass das immer den Reichen zu mehr Geld verhilft und die Armen bluten lässt, sieht er als unvermeidlich an.

Der kann Kanzler, mein Helmut Schmidt, und er sei einer der wenigen. Das will ich ihm gern glauben. Doch „unterm Strich“ kann nach Steinbrücks Analyse ein Kanzler nichts.
Das ist mir bei aller Wertschätzung Steinbrücks doch etwas zu wenig.

Wenn er dann erläutert, dass die Sozialversicherung nur dadurch gerettet werden kann, dass die Sozialversicherten sich zusätzlich privat versichern und der Staat sie dabei mit den Steuereinnahmen, die er nicht hat, unterstützen sollte, halte ich auch das nicht für ein überzeugendes Rettungskonzept.

Ein Kanzler muss heute ein guter Krisenmanager sein. Das ist Steinbrück. Er sollte aber auch Stratege sein. Davon merke ich bei Steinbrück unterm Strich zu wenig.

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Wie die Märkte steuern

7. Mai 2010

Heute war an der US-Börse eine sehr energische „unsichtbare Hand“ am Werke: Der Dow Jones war am 6.5. zeitweise über 1000 Punkte eingebrochen, das größte Minus seiner über 100-jährigen Geschichte. Heute gab er dann zeitweise noch einmal um 2% nach, erholte sich dann aber wieder, der Dax dagegen schloss 3,3% niedriger.

Die Analysten bemühen sich um Erklärungen, bisher noch nicht sonderlich erfolgreich. Nur eines ist sicher: entweder lagen die Niedrigstkurse erheblich daneben oder die Höchstkurse. Der Wert der amerikanischen Wirtschaft, ja selbst der Weltwirtschaft hat sich nicht innerhalb von Stunden um 1 Billion Dollar verändert.

Skandal

4. März 2009

Was bisher nur Hedgefonds taten oder fremde Konzerne, die feindliche Übernahmen durchführten, das machen jetzt die Anteilseigner: Sie rauben ihr Unternehmen aus und nehmen ihm die Überlebenschance. (Bayers Gewinn fiel um 60%, die Nettoverschuldung stieg auf 14,2 Milliarden Euro, aber Bayer erhöhete die Dividende; Beiersdorf kann nach Verlusten im laufenden Geschäft nur nach außen hin einen Gewinn vorzeigen, weil es Konzernanteile verkaufte, und erhöht seine Dividende um über 20 Prozent. Andere Unternehmen, statt für die Rezession Rücklagen zu bilden, zahlen munter ihre Anteilseigner aus, obwohl im kommenden jeder Cent Eigenkapital überlebenswichtig sein kann.) Angesichts dramatisch sinkender Aufträge, angesichts einer sich immer weiter steigernden Rezession verwenden sie das Firmenkapital, um höhere Dividenden zu zahlen als in Zeiten des Booms.
Um ihr Privatvermögen zu erhöhen, riskieren sie den Zusammenbruch der Volkswirtschaft.
Der Steuerzahler soll nicht nur dafür gerade stehen, dass sie künstlich manipulierte Renditen einstrichen, sondern jetzt auch noch dafür, dass sie sich für Missmanagement belohnen.
Wenn man den Glauben an Vernunft in den letzten Wochen nicht verloren hat, darf man sich wenigstens in der Hoffnung wiegen, dass die Lügen vom Unternehmerrisiko, das die Redite des Kapitalgebers rechtfertige, in Zukunft nie wieder geglaubt werden.
Aber wenn man sieht, wie die DDR-Nostalgie ihre Blüten treibt, muss man befürchten, dass selbst Busch erfolgreich die Schuld für die Folgen des Irakkrieges Obama in die Schuhe schieben wird.
Freilich, Frau Schaeffler treibt es noch weiter als andere. Nach der feindlichen Übernahme der Firma Continental, der Sie Milliardenschulden andrehte, will sie jetzt ihre Milliardenverluste aus der Superpleite vom Staat bezahlen lassen.

Verteidigung der Hedgefonds

16. November 2008

Markus Sievers, ein Verkäufer in einem Hedgefond, verteidigt die Hedgefonds. Das hört sich dann so an:

Hedgefonds, die also eher auf der Opferseite sind als auf der der Täter. […]
Aber wir hatten sogar in wirtschaftlich schwachen Jahren wie 2002 und 2003 mit unseren Produkten teils 30, 40, 50 Prozent Plus gemacht. […] Als wir zu Zeiten des neuen Marktes mit unseren Produkten zwölf Prozent Rendite erwirtschafteten, mussten wir uns immer wieder anhören: Das ist doch viel zu wenig.

Dabei sind es Hedgefonds, die Firmen (z.B. die deutsche Börse) dazu zwingen, ihren Eigenkapitalanteil heraubzusetzen und Kredite aufzunehmen, damit sie eine höhere Rendite erzielen.
Wenn die Firma dann pleite geht, ist vermutlich der Hedgefonds schon wieder einmal das „Opfer“.

Wenn die Börsenkurse fallen

30. Oktober 2008

dann entsteht auch einmal etwas, was man Volkspoesie nennt, ein hübsches anonymes Gedicht. Das wird mehrmals zitiert und schon hat Tucholsky ein neues Gedicht geschrieben. So entsteht ein Internetgerücht.
Die Tucholskygesellschaft weist inzwischen ganz offiziell darauf hin, dass das Gedicht nicht von ihm ist.