Posts Tagged ‘Deregulierung’

Arm und Reich

14. Juni 2009

Erstaunlich, wie rasch nach dem Offenbarungseid der Banken Victory-Ackermann schon wieder die 25%-Rendite propagierte. Jetzt zieht sogar schon der Philosoph Peter Sloterdijk nach und propagiert die Fortsetzung der Deregulierung, auf dass ein zweites Mal der Steuerzahler die Boni der Banker finanzieren möge – mit weiteren Hunderttausenden von Hungeropfern in der Dritten Welt.
Dass ein Geldkreislauf nicht stattfinden kann, wenn Geld immer nur nach oben verteilt wird, das ist für Ihn eine zu triviale Überlegung. Hochintelligent so wie die Mathematiker, die sich immer neue Zertifikate ausdachten. Er ist in der Tat höchst geistvoll.
Doch Philosophie sollte auch in der Lebenswelt Sinn machen.

Wer sich von Sloterdijk erholen will, mag vielleicht Martin Walser lesen. Der bleibt wenigstens relativ konkret.

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Doping für Arbeitswelt und Rendite

9. Mai 2009

»Ritalin ist die Droge für die Pflichterfüller-Generation.« Es ist etwas Wahres daran: In den Siebzigern nahm man LSD, um dem Muff der Nachkriegszeit zu entkommen. In den Achtzigern nahm man Kokain, um sich trotz Pershing-II-Raketen gut zu fühlen. In den Neunzigern nahm man freitags Ecstasy-Pillen, um bis montags zu tanzen. Es waren Spaßdrogen, mit denen die Jugend gegen die Erwartungen der Gesellschaft rebellierte. Heute nehmen Studenten Ritalin, weil es ihnen hilft, sich den Erwartungen der Gesellschaft anzupassen. Sie sind die erste Generation, die eine Vernunftdroge konsumiert. Eine traurige Droge, ein Armutszeugnis.

So schreibt ein anonymer Philosophiestudent, der Ritalin im Selbstversuch nahm, am 18.2.09 in der ZEIT.
Es ist aber eine Droge, die mehr und mehr Schulkinder nehmen, um dem ADS-Syndrom zu entkommen, an manchen Schweizer Schulen sieht man Ritalin durchaus recht positiv. In der Tat sind viele Schüler so leicht ablenkbar, dass man sich kaum vorstellen kann, wie sie den erhöhten Anforderungen, die G8 mit Sprach- und Mathematikunterricht in der 8. und 9. Stunde mit sich bringt, gewachsen sein sollen. Und die Wirtschaft braucht immer qualifiziertere Arbeitskräfte. Schließlich dopen auch viele Manager und auch kleine Angestellte, um dem Druck am Arbeitsplatz standzuhalten.

Freilich, eine Droge ist es, und immer wieder einmal kommt es nach Ritalineinnahme zu Todesfällen.

Um 1969 beobachtete man in den USA, Anfang der 70er Jahre dann auch in Deutschland das Phänomen, dass die von Keynes empfohlene Wirtschaftssteuerung durch Deficit spending nicht mehr recht funktionierte. Trotz hoher Investitionen des Staates gelang die Ankurbelung der Wirtschaft nicht mehr wie beabsichtigt. Man erfand für die neue Kombination von Inflation trotz fehlendem Wachstum das Kunstwort Stagflation.
Dann kam die angebotsorientierte Wirtschaftssteuerung mit immer weiter um sich greifender Deregulierung auch für Geldinstitute. Endlich konnten die Banken in Eigenständigkeit neues Geld schaffen und zugleich die neuen Finanzprodukte, die das zusätzlich geschaffene Geld aufzusaugen imstande waren und so gewaltige zusätzliche Umsätze und Gewinnmöglichkeiten schufen und dennoch Inflation verhinderten (Basel II).
Inzwischen hat die Finanzkrise Katerstimmung verbreitet und zur stärksten Rezession in der produzierenden Wirtschaft seit Jahren geführt und das trotz einmalig hoher Staatshilfen und -garantien und noch ehe die faulen Wertpapiere überhaupt schon alle erkannt und ausgeschieden wären.
Es schien so ein schönes Mittel zu sein, jetzt leidet die Weltwirtschaft unter Entzugserscheinungen.

Fortwährendes Wachstum führt in die ökologische Katastrophe. Warum sollten wir die Wirtschaft dopen, damit sie künstlich noch schneller Ressourcen, Energie und unsere Lebensumwelt verbraucht?

Konsumismus

25. Juli 2008

Der Politologe B. Barber stellt in „Consumed“ heraus, dass der Kapitalismus der letzten Jahrzehnte zum Konsumieren verführen müsse und daher die Erwachsenen in den Infantilismus zu treiben suche, so wie er sogar schon Kleinkinder zu unabhängig von den Eltern agierenden Verbrauchern zu machen suche. Markentreue erzielen lässt sich besonders gut, wenn man schon bei Zweijährigen ansetzt.
Besonders beängstigend sind für mich seine Hinweise auf die Privatisierung von Sicherheit, Milliardensummen, die dafür an Privatfirmen fließen und Privatfirmen, die nebenbei auch einmal Terroristen ausbilden.

Umgang mit der Globalisierung

27. Mai 2008

Fontanefans Feld verweist darauf, dass Unternehmen heute schon wegen der Gewinnspanne spekulieren, statt zu produzieren oder Dienstleistungen zu erbringen:

„der Überhang an Geld und der Fortfall der Finanzregulierungen führt dazu, dass ein unverhältnismäßig hoher Anteil des Geldes nicht mehr für Waren- und Dienstleistungsaustausch verwendet wird, sondern nur zu Spekulation. 98% des weltweiten Geldumlaufs sind es. 80% davon werden im Durchschnitt alle 8 Tage umgeschichtet. Mit Spekulation lassen sich höhere Verdienstspannen erreichen als mit Produktion.“

Die weltweite Finanzkrise ist also jahrelang durch Deregulierung vorbereitet.