Posts Tagged ‘Globalisierung’

Wolfgang Reinhard : Die Unterwerfung der Welt

8. September 2016

Wolfgang Reinhard : Die Unterwerfung der WeltC.H. Beck, München 2016 1648 S., rezensiert von Andreas Eckert, ZEIT online 19. Mai 2016, 20/2016

Wolfgang Reinhards Opus führt von den frühen Anfängen der europäischen Expansion in Antike und Mittelalter bis zu den Dekolonisationen des 20. Jahrhunderts, ergänzt durch einen kurzen Blick auf die Gegenwart.“

„Das Buch veranschaulicht, dass die Geschichte der europäischen Expansion keineswegs ein gradliniger, unaufhaltsam voranschreitender Prozess war. Die Errichtung kolonialer Herrschaft war langwierig, und im Geflecht aus Konkurrenzen standen nicht selten Europäer gegen Europäer und Einheimische gegen Einheimische. Missionare und Kolonialbeamte etwa stritten regelmäßig über die richtige Art, die Kolonisierten zu erziehen.

Gewalt spielte stets eine wichtige Rolle, häufig freilich nicht als Ausdruck der unwiderstehlichen Überlegenheit der Europäer, sondern als Zeichen ihrer Schwäche. Zahlenmäßig weit unterlegen und mit wenigen Ressourcen ausgestattet, erschienen Massaker und öffentliche Hinrichtungen den Europäern gerade zu Beginn der Kolonisierung als geeignete Mittel, ihren Machtanspruch zu demonstrieren.“

Der Islamische Staat brauchte gewiss nicht dieses europäische Vorbild, um zu seinen Methoden zu kommen. Dafür gibt es genügend ähnliche Beispiele in der Geschichte. Aber „Massaker und öffentliche Hinrichtungen […] als geeignete Mittel, […] Machtanspruch zu demonstrieren.“ Das ist eine exakte Beschreibung des Vorgehens des Islamischen Staats.

Die Europäer mussten die Erfahrung machen, dass gerade die Absolventen höherer Schulen und Universitäten – etwa die Politiker Jawaharlal Nehru in Indien, Kwame Nkrumah in Ghana und Julius Nyerere in Tansania – zu den entschlossensten Kämpfern für ein Ende der Kolonialherrschaft wurden.“

„Diese europäische Expansion veränderte die Welt – und mit ihr Europa. […] „Heute ringt die Welt im Zeichen der Globalität“, resümiert Reinhard, „noch immer im Guten wie im Bösen auf allen Feldern mit der Hinterlassenschaft der europäischen Expansion.“ Auch die aktuelle Frage nach der Verantwortung für die Fluchtursachen ist ein Grund, diese Hinterlassenschaft neu zu diskutieren.“

Mein Interesse an dieser Arbeit ist außer dem allgemeinen historischen ein doppeltes: 

Zum einen beschäftigt mich das Thema Flüchtlinge und Flucht.

Zum anderen habe ich mich länger mit Jürgen Osterhammels: Die Verwandlung der Welt, einer Weltgeschichte des 19. Jahrhunderts, befasst, die mit Reinhards Unterwerfung der Welt nicht nur Parallelen in der Formulierung des Titels, den Verlag und eine Seitenzahl um die 1600, sondern auch eine Darstellung des europäischen Beitrags zur Globalisierung gemeinsam hat. 

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Wie internationale Zusammenarbeit interner Demokratie helfen kann

11. April 2009

Das Sprengen des Asien-Gipfels (ASEAN) durch einige tausend Demonstranten zeigt, dass internationale Gipfel sen internen gesellschaftlichen Kräften eine verstärkte Einwirkungsmöglichkeit auf ihre Eliten verschaffen.

Angriff auf unsere Demokratie

2. April 2009

Bei Hilmar Kopper ist es irgendwo noch menschlich verständlich, der Versuch des Täters, den Opfern die Schuld zuzuschieben: „Warum haben sie unsere Schliche nicht durchschaut?“
Jens Jessen aber, Journalist der ZEIT, dem die Rolle des Beobachters und damit Nachdenken zukommt, hat keinerlei Rechtfertigung für den seinen Angriff auf die Ordnung unseres Grundgesetzes, mit dem er vernebeln will, wer die Schuld an Milliardenbetrug trägt.
„Eine ernsthafte Revolte“, schreibt er am 2.4.09 im Leitartikel, „müsste sich ehrlicherweise gegen das System als solches wenden.“
Keine Demokratie ohne Investmentbanking und Hedgefonds?
Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker als Komplizen von Ackermann und Zumwinkel?
Auch wenn Merkel und Sarkozy gelegentlich einen anderen Eindruck erwecken, Demokratie ermöglicht sehr wohl die Bekämpfung von Betrug und skrupellosem Spekulantentum. Freilich, noch haben die, die das versuchen sollten, ihre Möglichkeiten nicht ausgeschöpft.

Nicht die Demokratie muss abgeschafft werden, wohl aber die unkontrollierte, die Ressourcen der Welt für unsinnigen Konsum vergeudende Globalisierung, die sich Ackermann und Konsorten gewünscht und von willfährigen Politikern haben ausbauen lassen.
Was bisher an Änderungen angedacht ist, reicht nicht aus, um die Fortsetzung der Zerstörung der Basis der Weltwirtschaft zu verhindern.
Das ist nicht eine Frage, ob man sich in einem „saturierten Rechtsstaat“ befindet oder nicht. Der Protest ist mitnichten eine „brave Steuerbürgerklage“, er richtet sich aber auch nicht gegen nicht gegen „das Kapital“, sondern sehr wohl gegen die, die Jessen vernebelnd „Angestellte“ und „Lakaien“ nennt, die mit ihrem System organisierter Verantwortungslosigkeit noch immer die Macht haben, die demokratisch gewählten Vertreter nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Da sind die G 20 gefordert, weit mehr zu tun.

Von der US-Immobilienkrise zur Weltfinanzkrise – Wie man aus der Finanzkrise nichts lernt (2)

25. November 2008

Beim Versuch, die Finanzkrise „kinderleicht“ darzustellen, schreibt die Welt am Sonntag nicht nur Falsches. Wenn es über die Banken in den USA geht, formuliert sie sogar recht scharf: „Doch die Bankchefs in Amerika sind selbst schuld. Jetzt rächt sich, dass sie in den Jahren zuvor zu gierig waren.“

Sobald es aber um die deutschen Banken geht, greift sie wieder zu – gelinde gesagt – missverständlichen Formulierungen: „Sie haben sogar so viel Geld verliehen, dass sie die Kredite an andere Banken weiterverkauft haben“, trifft nicht den Kern. Sie haben den anderen Banken nämlich keine Kredite gegeben, sondern das Kreditrisiko an sie weitergegeben. Und die haben, ohne die Verhältnisse vor Ort zu kennen, zugegriffen. Mit der WamS zu sprechen, waren sie also noch gieriger. Denn sie wollten verdienen, ohne eine Leistung zu erbringen (die nämlich beim Bankengeschäft immer darin besteht, das Risiko abzuschätzen).
Der Fehler der amerikanischen Banken hätten sich nur beschränkt ausgewirkt . Erst die Banken außerhalb der USA haben den Banken in den USA so viel Kredit gegeben, dass daraus eine weltweite, nicht nur die US-Banken, sondern die Wirtschaft der gesamten Welt bedrohende Krise werden konnte.

Globalisierung und Rolle der USA

4. September 2008

Robert Kagan, der Berater McCains, sieht in Die Demokratie und ihre Feinde wenig, was einen politischen Realisten zum Umdenken bringen könnte. Fareed Zakaria öffnet sich in The Post-American World multilateralem Denken, möchte den Aufstieg der anderen Mächte aber nicht als Niedergang der USA verstehen. Parag Khanna dagegen sieht das Ende der Hypermacht USA und ihrer Hegemonieträume in Der Kampf um die Zweite Welt Eine Dreimächtekonstellation USA, China, Europa hofft er sich durch ein intelligent operierendes Europa im Gleichgewicht gehalten. So schildert uns Thomas Assheuer unter dem Titel Der Aufstieg der Anderen in der heutigen ZEIT die Welt der Zukunft.

Eine krasse Unterbewertung der gesellschaftlichen Kräfte wie Multinationale Konzerne und NGOs zeichnet alle aus. So sehr ich dagegen bin, die Globalisierung als Himmelsmacht zu mythologisieren, dass Machtkonstellationen nicht mehr allein als Spiel der Groß- und Supermächte erfassbar sind, scheint mir doch unabweisbar.

Globalisierung

3. September 2008

Saskia Sassen argumentiert in  Das Paradox des Nationalen, die Globalisierung entstehe mehr durch eine Umgestaltung der Nationalstaaten als aus etwas anderem heraus. Damit spricht sie etwas aus, was meiner Meinung nach nie überzeugend zu leugnen versucht wurde: Globalisierung ist ein Vorgang, der von den einzelnen nationalen Regierungen ins Werk gesetzt wurde, nichts, was ohne sie entstanden wäre.

Deshalb besteht auch noch die Möglichkeit der Umsteuerung. Je länger man damit wartet, desto schwerer werden freilich die Verwerfungen (wirtschaftliche und politische) sein, die dann entstehen.

Dabei ist Verwerfung sehr vorsichtig ausgedrückt. Es besteht zu befürchten, dass es inzwischen nur noch um die Entscheidung geht, eine kleinere Katastrophe in Kauf zu nehmen, um eine größere zu verhindern, oder blind in die Katastrophe zu laufen.

Auf die kürzeste Formel gebracht. Weltkrieg um Wasser mehr noch als um Energie.

Dass das nicht auftritt, versucht attac zu verhindern. Ist es schon zu spät?

Mär vom Generationenkonflikt

22. Juni 2008

Man versucht uns einzureden, nicht zwischen Superreichen und den durch die Globalisierung Benachteiligten bestehe ein Konflikt, sondern der wichtigste sei der zwischen den Generationen und der gehe um die Altersversorgung und ihre Finanzierug.

Dazu kam heute im Südwestfunk in der Sendung Aula zum Thema „Jung und Alt statt Jung gegen Alt – Warum das Lamento vom Kampf der Generationen falsch ist“ einiges Bedenkenswertes. Man kann es sich unter SWR2 Aula herunterladen.

Zitat:

Damit haben die Arbeitnehmer und die Rentner immer weniger davon, wenn das Volkseinkommen wächst.

Eine kurze Diskussion findet sich zu dem Thema bei blogghead’s blog.