Die große Mehrheit der Bevölkerung der USA wollte endlich ein Ende der Herrschaft der Neocons, die George W. Bush gesteuert haben. Das ermöglichte den Sieg eines Außenseiters.
Für mich ist das eine Parallele zum Aufstieg Gorbatschows ins Politbüro der KPdSU.
Ist mit all den damit verknüpften Erwartungen in den USA und im „Rest der Welt“ Barack Obama hoffnungslos überfordert?
Ein amerikanischer Traum, sein 1995 geschriebener autobiographischer Bericht, gibt mir die Hoffnung, dass er es nicht ist, sondern dass er tatsächlich die Chance hat, manchen überfälligen Wechsel zu unterstützen.
Die Kindheit auf Hawai und in Indonesien, das Aufwachsen mit der weißen amerikanischen Mutter, dem indonesischen Stiefvater und den weißen Großeltern und dass er den Dreams from my Father (wie der den Inhalt besser treffende Originaltitel lautet) nachstrebt, lassen Obamas Ziel Versöhnen statt Spalten glaubwürdiger erscheinen, als es meine bisherige Rezeption des Medienechos mir vermittelte.
Dreams from my Father scheint nämlich zwei Bedeutungen zu haben: Das Bild vom Vater, das sich der Junge gemacht hat, der seinen Vater erst im Alter von zehn Jahren wenige Tage kennen gelernt hat. Und die Träume des Vaters von individueller Freiheit mit Ausbildung in Harvard und schwarzen und weißen Frauen und Kindern auf mehreren Erdteilen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Verantwortung und Zuständigkeit für die afrikanische Großfamilie und zusätzlich auch der Traum, in Harvard Gelerntes in die Regierung Kenyattas einbringen zu können, obwohl er sich nicht der bedingungslosen Loyalität mit dessen Herrschaftssystem verschreiben wollte, das seinerseits von unbedingter Solidarität mit der Kiambu-Sippe eines anderen Stamm, den Kikuyu geprägt war (aus westlicher Sicht spricht man vom “Kiambu-Clan” oder stärker von der „Kiambu-Mafia).
Nachdem Barack Obama in Chicago Stadtteilarbeit gemacht hat, fährt er nämlich nach Kenia und lernt dort seine Wurzeln und die Gründe kennen, weshalb die Träume seines Vaters diesen in die Irre geführt haben.
Das Buch macht seine Solidarität mit den Schwarzen in den USA wie mit den durch die Globalisierung Entwurzelten in der Dritten Welt glaubhaft.