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Hans Küng erklärt von Enzylexikon

12. Dezember 2015

Hans Küng 

eins seiner Werke zum Gottesbegriff: Existiert Gott?

Die zu erklärende Aussage:

Gott ist das Unendliche im Endlichen, die Transzendenz in der Immanenz und das Absolute im Relativen!

Enzylexikon:

„Eine Interpretation wäre, das man Gott und Welt nicht trennen kann, so wie man Geist und Körper nicht trennen kann. Es gibt keinen Widerspruch zwischen beidem.

Immerhin soll die Welt Gottes Schöpfung und der Mensch sogar nach seinem Ebenbild geschaffen sein – wie könnte es also sein, dass die Schöpfung nicht selbst, das Göttliche inne hat?

Der Anblick einer grandiosen Landschaft beeindruckt uns – „wow, der Fluß muss Jahrmillionen gebraucht haben, sich so durch den Fels zu fressen….“

Aber ich denke, wir bewundern da nicht nur einfach die Leistung einer beeindruckenden Naturgewalt, sondern empfinden emotional, dass diese Welt viel größer und mächtiger ist, als wir als einzelnes Individuum jemals sein können.

Diese „Ehrfurcht“ vor der Macht von Zeit und Natur ist vielleicht mit der Ursprung des religiösen Empfindens.

Islam

Gott ist das Unendliche im Endlichen, die Transzendenz in der Immanenz und das Absolute im Relativen!“

Das klingt beeindruckend, groß, riesig.

Im Islam sagt man „Allahu akbar“ – Gott ist größer. Aber da stellt sich natürlich die Frage – „größer als wer oder was?“

Größer als ein Mensch?

Wäre der Schöpfer eines Universums ganz sicher.

Größer als die eigene Schöpfung?

Vermutlich, denn sonst hätte er sie nicht schaffen können.

Gleichzeitig heißt es im konservativen Islam aber auch, das man den Körper nicht durch Tätowierungen verändern soll – er ist Gottes Geschenk. Man soll sich auch kein Bildnis von Gott machen.

Allerdings muss auch die Schöpfung etwas besonderes sein, dann im konservativen Islam ist auch die Darstellung von Lebewesen verboten, was gedeutet werden kann, dass man der Schöpfung den gleichen Respekt entgegen bringen soll, wie dem Schöpfer.

Das Unendliche im Endlichen, die Transzendenz in der Immanenz…..

Hinduismus

Gott ist das Unendliche im Endlichen, die Transzendenz in der Immanenz und das Absolute im Relativen!“

Gott kann in diesem Zitat auch als Symbol für das Unergründliche gesehen werden, dass sich in der gesamten Schöpfung findet.

In den hinduistischen Upanischaden gibt es die Erzählung von der Feige oder Mango die immer weiter geteilt wird, bis sie so klein ist, das man sie nicht mehr sehen kann.

Dieses nicht mehr Wahrnehmbare und daher Unteilbare, sei der Wesenskern des Menschen (Atman) und identisch mit dem Göttlichen (Brahman), ohne sich dessen bewusst zu sein.

Es wäre also das „Unendliche im Endlichen“, wie Küng es nennt.“

Enzylexikon Sein gesamter Text auf gutefrage.net

Wenn ich – bis auf ein paar stillschweigende Änderungen der Rechtschreibung – den Text verbessern wollte, müsste er weit ausführlicher werden. Was mir an dem Text gefällt, ist, dass er immanent auf Küngs Konzept vom Weltethos hinweist. 

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Sterbehilfe

22. Juli 2014

„Oder ist etwa das Abstellen eines Beatmungsgerätes oder der künstlichen Nahrung nicht ebenso aktiv (und vielleicht sogar weniger barmherzig) wie eine Überdosis Morphium?“ schreibt Küng in „Erlebte Menschlichkeit“ (Erlebte Menschlichkeit. Erinnerungen. Piper, München 2013, ISBN 978-3-492-05601-4.) auf Seite 612.

Ist das ein zulässiges Argument oder nutzt Küng nur aus, dass der Terminus „passive Sterbehilfe“ das Gemeinte nicht ganz treffend wiedergibt?

Wie wichtig Küng die Frage der Sterbehilfe ist, merkt man daran, dass er im Zusammenhang mit der Diskussion darüber sogar schon von Inquisition spricht:

„Man findet in der Frage »aktive« Sterbehilfe kaum Ärzte, die es wagen, ihre Meinung öffentlich zu sagen, wiewohl sie, die gesetzesfreie Grauzone nutzend, oft beim Sterben nach­ helfen. Eine sehr engagierte praktische Ärztin, mit der ich die Probleme des alltäglichen Sterbens eingehend und einvernehmlich diskutiert hatte, zieht ihre Zusage, an unserer Podiumsdiskussion mit der Justizministerin teilzunehmen, im letzten Moment zurück. Vonseiten der Ärztekammer, ihrer Standesorganisation, war ihr für den Fall ihrer Teilnahme mit der Ab­ erkennung ihrer ärztlichen Zulassung gedroht worden. Mich erinnert das an den Entzug meiner kirchlichen Lehrbefugnis durch die Inquisition.“   (Erlebte Menschlichkeit. Erinnerungen. Piper, München 2013, ISBN 978-3-492-05601-4, S.615)

Das ist ein starkes Wort. Doch auch ich finde, dass bei der heutigen Hochtechnologie- und Apparatemedizin der hippokratische Eid nicht mehr in jedem Fall eine eindeutige Handlungsanweisung  für die Sicherung der Menschenwürde im Sterbeprozess definiert.

Deshalb sollte über diese Fragen offen diskutiert werden dürfen, auch wenn die Diskussionsergebnisse in anderen Ländern für uns angesichts anderer historischer Erfahrungen keine Richtschnur zu sein brauchen.

Ergänzung:
Einer eigenen Reflexion wäre die heutige Meldung aus Belgien wert. (Sterbehilfegesuch eines Sexualstraftäters nach 30 Jahren Haft, der nicht freigelassen werden will)  (29.9.14)

Papst Franziskus

1. Juni 2014

Es lohnt sich, die Fassungen des Wikipediaartikels über Jorge Mario Bergoglio, den heutigen Papst Franziskus, vom 9.3.2013 und den aktuellen Artikel miteinander zu vergleichen. Die Fassung vom 9.3.13 ist bestimmt von Mitteilungen über seine Karriere als Mitglied des Jesuitenordens und Bischofs. Eine nicht unwichtige Rolle spielen naturgemäß Bemerkungen zu seinem Verhältnis zur argentinischen Militärdiktatur. So heißt es da:

Bergoglio wurde verschiedentlich eine zu große Nähe zur Militärdiktatur 1976–1983 vorgeworfen, die ca. 30.000 als „subversiv“ eingestufte Personen entführen und ermorden ließ. Der Menschenrechtsanwalt Marcelo Perrilli warf dem in Argentinien als „Kardinal der Armen“ verehrten Bergoglio 2005 vor, in dasVerschwindenlassen der Jesuiten Franz Jalics und Orlando Yorio im Jahr 1976 verwickelt gewesen zu sein. Perrilli erstattete deshalb Anzeige gegen Bergoglio bei einem Gericht in Buenos Aires. Ein Sprecher des Kardinals bezeichnete die Anzeige als Verleumdung.[2] Nachdem sie wieder freigekommen waren, sagten Jalics und Yorio gegenüber dem Ordensgeneral Pedro Arrupe in Rom aus, sie seien von Bergoglio denunziert worden. Noch während die beiden Priester verschwunden waren, hatte Bergoglio Arrupe brieflich mitgeteilt, Jalics und Yorio seien aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen worden.[3]

Während der Militärdiktatur kam es zu weiteren Entführungen und Misshandlungen von Seminaristen, Mitarbeitern des Colegio Máximo San José und politischen Aktivisten in San Miguel, einige davon unter Beteiligung des Jesuitenpaters Martín González. Betroffene und Zeitzeugen sind der Ansicht, dies hätte nicht ohne das Wissen Bergoglios geschehen können, der während seiner Amtszeit als Ordensprovinzial seinen Sitz im Colegio Máximo hatte.[4]

2010 erklärte der ehemalige Jesuit Miguel Ignacio Mom Debussy, der Bergoglio als Chauffeur gedient hatte, dieser habe sich während der Diktatur mehrfach mit dem Juntamitglied Emilio Masseragetroffen. Bergoglio habe gesagt, es sei ihm bei den Treffen darum gegangen, den Jesuitenorden und seine Novizen zu schützen. Bergoglio habe „nicht ablehnend“ über Masseras politische Pläne gesprochen.[4] 

(http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Franziskus_(Papst)&oldid=115184270)

Die aktuelle Fassung enthält dazu u.a.:

Die Argentinische Militärdiktatur (1976–1983) ließ im „Schmutzigen Krieg“ bis zu 30.000 mutmaßlich oppositionelle Argentinier von Todesschwadronen entführen, foltern und ermorden und raubte Müttern unter den Opfern bis zu 500 in der Haft geborene Kinder. Bergoglio war als damaliger Leiter des Jesuitenordens nicht für kirchliche Stellungnahmen zuständig, aber zum Schutz der Ordensmitglieder verpflichtet. Sein Verhalten wird bis heute diskutiert.[16] […]

1974 erlaubte Bergoglio den Jesuitenpriestern Franz Jalics und Orlando Yorio, einem Mitglied der „Bewegung der Priester für die Dritte Welt[17], im größten Elendsviertel von Buenos Aires Boja Flores zu arbeiten.[18] Nationalkonservative Ordensbrüder lehnten diese Arbeit ab.[19] Im Februar 1976 forderte der Generalobere der Jesuiten Pedro Arrupe die beiden Priester auf, ihre Arbeit im Slum zu beenden. Daraufhin beantragten sie nach Rücksprache mit Bergoglio erfolglos ihre Versetzung in ein anderes Bistum.[20]

Am 23. Mai 1976 entführten Marinesoldaten Yorio und Jalics neben weiteren Jesuiten in die Escuela de Mecánica de la Armada (ESMA)[21], die Admiral Massera in ein Folter-Zentrum hatte umwandeln lassen.[22] Dort wurden sie fünf Tage lang verhört und gefoltert, weil sie als Mitglieder oder Kontaktpersonen der Montoneros betrachtet wurden. Danach wurden sie fünf Monate lang angekettet mit verbundenen Augen gefangen gehalten. Im Oktober 1976 kamen sie frei.[23] Danach verließen sie Argentinien und versuchten, die Ursachen ihrer Folterhaft herauszufinden.

Seit November 1977 warfen sie Bergoglio vor, er habe ihre Haft verschuldet, indem er ihnen den Schutz der Kirche entzogen oder sie sogar selbst beim Militär angezeigt habe. Er habe Yorio am 20. Mai 1976 aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen, dies ihnen aber damals nicht mitgeteilt; erst im Juni 1977 hätten sie dies vom Vizegeneraloberen der Jesuiten, Pater Moura, erfahren.[24] Ferner habe er ihr Leben gefährdende Gerüchte im Jesuitenorden, sie gehörten zur Guerilla,[9] nicht unterbunden und dem Militär dann ihre Unschuld nicht bezeugt, obwohl er dies Jalics im Dezember 1975 versprochen habe. […]

1978 legten Jalics und Yorio Arrupe Dokumente vor, die beweisen sollten, dass Bergoglio sie 1976 beim Militär als Terroristen denunziert habe. 1994 schrieb Jalics, er habe diese Dokumente 1980 verbrannt, weil er keine Aufklärung im Jesuitenorden erreicht habe und das Vergangene verzeihen wollte. Vier Jahre später habe er sich in Rom mit dem Generaloberen ausgesprochen und dann das Vorgefallene endgültig verziehen. Verantwortlich für die Verleumdungen sei ein ihm bekannter „Mann“ gewesen.[27] Nach Angaben seiner Familie meinte er Bergoglio, den er privat mehrfach beschuldigt habe.[28]

(Seite „Franziskus (Papst)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. Mai 2014, 22:04 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Franziskus_(Papst)&oldid=130891674 (Abgerufen: 1. Juni 2014, 05:19 UTC))

Man merkt, dass Bergoglio inzwischen bekannter geworden und die Wikipediaautoren mehr recherchiert und veröffentlicht haben.

Doch welche Fülle von Mitteilungen sind über die Zeit nach seiner Wahl hinzugekommen! Das neue Amt hat eine Fülle zusätzlicher Wirkungsmöglichkeiten eröffnet.

Als Leser von Hans Küngs Autobiographie frage ich mich, wie er wohl nach dem Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis über die Frage nachgedacht hat, ob er nicht doch eine Kirchenkarriere hätte einschlagen sollen, und was er wohl – nach seiner gewaltigen Leistung der Beförderung eines Weltethos – jetzt im Blick auf die Aufgaben und Leistungen von Papst Franziskus darüber denkt.

Küng zum 2. Vatikanischen Konzil

1. Juni 2014

Zweites Vatikanisches Konzil

Hans Küng: Erkämpfte Freiheit. Piper Verlag, München 2002.
Interessant u.a. die Witze:Die Kardinäle Ottaviani und Ruffini wollen sich von einem Taxi „Zum Konzil!“ fahren lassen. Dieses fährt nach Norden. „Falsch!“ rufen sie. „Ach“, sagt der Chauffeur, „ich dachte, die Herren wollen nach Trient!“
Rahner and Congar and Kung
Their praises are everywhere sung.
But one fine domani
old Ottaviani,
Will have them all properly hung.

Zitat aus der Wikipedia:

Der Papst konnte daher einige seiner eigenen Anliegen, vor allem die Ökumene, nur gegen Widerstände in die Vorbereitungen einbringen. Doch über die Inhalte, die das Konzil prägen sollten, hatte sich längst ein weltweiter Dialog entwickelt. Der aus der Schweiz stammende und in Tübingen lehrende Theologe Hans Küng forderte in seinem Buch „Konzil und Wiedervereinigung“ 1960 wirkliche Bemühungen in Richtung Ökumene, eine Reform der Kurie, einen interreligiösen Dialog und die Abschaffung des Index Librorum Prohibitorum. Er fasste damit zusammen, was viele Theologen auch dachten. Diese auch von vielen Laien unterstützten Ziele wurden teilweise auch erreicht.

Um die Federführung der Kurie bei der Vorbereitung auszugleichen, richtete der Papst 1960 das Sekretariat für die Förderung der Einheit der Christen ein, zu dessen Leiter er den deutschen KardinalAugustin Bea SJ ernannte, vormals Beichtvater von Pius XII. Dieses Sekretariat, und nicht die von der Kurie beeinflussten Kommissionen, denen es gleichgestellt war,[3] war fortan für die Ökumenefragen zuständig. Dieses Vorgehen wurde von anderen christlichen Gemeinschaften begrüßt, da ihnen der Umgang mit der römischen Kurie wenig behagte.

Seite „Zweites Vatikanisches Konzil“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Mai 2014, 11:35 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zweites_Vatikanisches_Konzil&oldid=130840870 (Abgerufen: 2. Juni 2014, 17:14 UTC)

Küng hält eine Eucharistiefeier für Christen und Buddhisten

31. Mai 2014

Er geht aus von Markus 9,40 „Wer nicht wider uns ist, der ist für uns.“ und Lukas 9,50 „Jesus antwortete ihm: Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.“

Dann spricht er das Dankgebet. „Ich formuliere es nach ursprünglichem biblischem Verständnis so, dass die bekannten Worte “ Das ist mein Leib, das ist mein Blut – das bin ich “ in Jesu Selbstlosigkeit, Hingabe und Selbstentleerung für Buddhisten verständlich werden.“

(Küng: Erlebte Menschlichkeit, S.380)

„Mich beschäftigt besonders, wie viele Ähnlichkeiten es doch gibt zwischen den beiden Gründergestalten, zwischen Gautama und Jesus von Nazaret. Schon im äußeren Verhalten: beide Wanderprediger in der Volkssprache, mit allgemein verständlichen Spruchweisheiten, Kurzgeschichten, Gleichnissen, ohne Formeln, Dogmen, Mysterien. Beide durch kein Amt legitimiert, in Opposition zur religiösen Tradition und zur Kaste der Priester und Schriftgelehrten, die für die Leiden des Volkes keine Sensibilität zeigen. Für beide bedeuten Gier,  Hass und Verblendung die große Versuchung.
Eine grundlegende Ähnlichkeiten aber findet sich nicht nur im äußeren Verhalten, sondern auch in der Verkündigung von Gautama und Wesens: sie vermitteln eine frohe, befreiende Botschaft (das“dharma“; das „Evangelium“), die von den Menschen ein Umdenken (“ in den Strom steigen „; “ Metanoia“) und Vertrauen („shraddha“; “ Glaube „) fordern. Jedenfalls keine Orthodoxie, sondern Orthopraxie. Keine Welterklärung, philosophische Spekulation und gelehrte Gesetzeskasuistik. Vielmehr – angesichts der Vorläufigkeit und Vergänglichkeit der Welt – ein praktischer Weg aus der Ichsucht, Weltverfallenheit und Blindheit. Es geht um Befreiung durch inneren Wandel“

(Küng: Erlebte Menschlichkeit, S.382)

vgl. dazu Entwicklung des Buddhismus (Wikipedia)

Vorhellenisches Christentum in Äthiopien (Küng)

31. Mai 2014

Jede orthodoxe Kirche Äthiopiens hat einen Tabot, der die unabdingbare Voraussetzung ist für die Feier der Liturgie. Denn auf einen Tabot […] wird die Eucharistie vollzogen. An großen Feiertagen wird er in Prozessionen dreimal um die Kirche getragen und besonders von den Frauen mit hohen afrikanischen Zungenjubilieren, dem Gezwitscher eines riesigen Vogelschwarmes gleich, enthusiastisch begrüßt. […]

In Äthiopien scheint mir hinter der Fassade eines alexandrinisch-griechischen Christentums, das erst in den letzten 150 Jahren seine Macht auch über die ursprünglichen semitischen Stämme auszudehnen vermochte, ein Judenchristentum eigener Art zu begegnen. Dies würde erklären, dass die Liturgie in der äthiopischen Kirchen-und Literatursprache, dem Ge’ez, gefeiert wird, das eine semitische Sprache ist, deren Ursprünge im Südarabischen liegen. […] (S.314)

Sowohl in der Legende wie in der Historie zeigen zahlreiche Linien von Äthiopien über das nahe Arabien hin nach Jerusalem ihn. Aus ältester Zeit finden sich in Äthiopien bis auf den heutigen Tag auch jüdische Gemeinden […], die vor urdenklicher Zeit hierher gekommen waren. Da frage ich mich: Hat es in Aksum und in Äthiopien vielleicht schon vor der Ankunft jener zwei schiffbrüchigen Laien aus Syrien […], die im 4. Jahrhundert ohne priesterliche Ordination die äthiopische Kirche begründet haben sollen, so etwas wie ein vorhellenisches Christentum gegeben, das letztlich judenchristliche Wurzeln hat?

(Küng: Erlebte Menschlichkeit, S.313/314)

Religionen indigener Völker (Küng)

30. Mai 2014

Küng glaubt nicht daran, dass eine Ur-Religion nachweisbar wäre, sondern vermutet eine Durchdringung magischer und monotheistischer Vorstellungen (S.305). Doch glaubt er ein Ur-Ethos gefunden zu haben „mit vier Grundpfeilern (nicht morden, nicht stehlen, falsches Zeugnis geben, Sexualität missbrauchen)“ (S.304)

(Küng: Erlebte Menschlichkeit, 2013)

Hans Küng zum Dialog der Religionen

29. Mai 2014

Hans Küng

Von Teilnehmern am Religionsdialog zu verlangen, zunächst einmal die eigene Glaubensüberzeugung aufzugeben und von der Normativität der eigenen Tradition abzusehen, um von der prinzipiellen Gleich-Gültigkeit der verschiedenen Heilswege und der verschiedenen „Christusse“ – Mose, Jesus, Muhammad, Buddha, Krishna und Konfuzius – auszugehen, erscheint mir unhistorisch und unrealistisch.

Unhistorisch: Man vernachlässigt mit einer solchen Sicht die historischen Abhängigkeiten etwa von Jesus und Moses oder von Muhammad und Jesus. Und man nimmt nicht ernst, dass die verschiedenen Leitfiguren innerhalb ihrer Religion einen völlig unterschiedlichen Stellenwert einnehmen: Grundverschieden ist die Stellung Mose im Judentum, Jesu im Christentum und Muhammad im Islam, aber auch die Krishnas im Hinduismus und Buddhas im Buddhismus.

[…]

Die „pluralistische Religionstheologie“ John Hicks und anderer hat es leider dem Glaubensinquisitor Kardinal Joseph Ratzinger allzu leicht gemacht, sich in der Erklärung der Glaubenskongregation „Dominus Iesus“ gegen sie zu wenden. Ich selbst habe nie einen „Absolutheitsanspruch“ des Christentums verteidigt, wohl aber den Glauben an Jesus, der für die Glaubenden „der Weg, die Wahrheit und das Leben “ ist. Ich lehne Ratzingers römischen „Glaubensabsolutismus“ ab, bin aber auch nicht bereit, den “ Glaubensrelativismus “ der Pluralisten zu akzeptieren.“

Hans Küng: Erlebte Menschlichkeit, Seite 202

 

Aber, fragen mich nun die Muslime: „Wie verhält es sich dann mit der Trinität?“ Meine Antwort gebe ich  so einfach wie möglich: „Gott ist der unsichtbare Vater über uns; Jesus, der Sohn des Menschen, Gott mit uns, der Heilige Geist aus Gottes Kraft und Liebe in uns.“

 

Hans Küng: Erlebte Menschlichkeit, S.235

Küng 2

Es gilt in dieser Schuldfrage ebenfalls zu bedenken, dass jetzt – über sechs Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg – Generationen von Deutschen (und auch von Israelis!) herangewachsen sind, die sicherlich an der Gesamtverantwortung des Volkes mitzutragen haben, die aber in jener Zeit des Grauens noch nicht geboren oder politisch noch nicht mündig waren. Ist es da politisch richtig, die Notwendigkeit der Erinnerung der Deutschen (und anderer Staaten) zu instrumentalisieren, vor allem um die unbedingte Unterstützung einer hochproblematischen israelischen Außenpolitik gegenüber den Palästinensern und den Arabern zu erreichen? Kann gute Außenpolitik auf Dauer auf einer historischen Schuld aufgebaut werden?

[…] Selbst dialogbereite christliche Theologen verfolgen im Gespräch mit Juden öfters eine apologetische Tendenz, die Selbstkritik vermissen lässt. […]

Wäre es aber umgekehrt nicht viel sachtgemäßer, dass man unter christlichen Theologen ernst machte mit der Einsicht: Die späteren kirchlichen Dogmen sind selber im Licht gerade der jüdischen Überlieferung und der Hebräischen Bibel zu überprüfen? Schließlich waren Jesus selbst und seine ersten Jünger allesamt Juden, und christliche Dogmen dürften jedenfalls nicht gerade für sie, die ersten Christen, unverständlich bleiben. Angesichts einer solch selbstkritischen Position dürfte auch ein anspruchsvoller jüdischer Gesprächspartner bereit sein, das traditionell-jüdische Misstrauen, die Skepsis und oft gar Gehässigkeit gegenüber Jesus von Nazaret abzubauen. Doch dabei ist wichtig:

Zu unterscheiden sind der Glaube Jesu und der Glaube an Jesus. Oft zitiert man von christlicher Seite das Wort des großen jüdischen Regionsphilosophen Martin Buber von Jesus als seinem großen Bruder. Und ausführlich hat sich Schalom Ben-Chorin, mit den ich in Tübingen ein langes Gespräch führen konnte, mit der Gestalt Jesu auseinandergesetzt und mit Berufung auf Buber festgestellt: „Jesus ist für mich der ewige Bruder, nicht nur der Menschenbruder, sondern mein jüdischer Bruder. Ich spüre seine brüderliche Hand, die mich fasst, damit ich ihm nachfolge … Sein Glaube, sein bedingungsloser Glaube, das schlechthinnige Vertrauen auf Gott, den Vater, die Bereitschaft sich ganz unter den Willen Gottes zu demütigen, das ist die Haltung, die uns in Jesus vorgelebt wird und die uns – Juden und Christen – verbinden kann. “ […] “ Es ist nicht die Hand des Messias, diese mit Wundmalen gezeichnete Hand. Es ist bestimmt keine göttliche, sondern eine menschliche Hand, in deren Linien das tiefste Leid eingegraben ist. Der Glaube Jesu einig uns, aber der Glaube an Jesus trennt uns. „

Wenn uns aber sogar nach den dialogfreundlichsten jüdischen Theologen weniger der Glaube Jesu selber, sondern der Glaube an Jesus trennt, dann wird sofort deutlich, wie problematisch es ist, im christlich-jüdischen Dialog einfach vom Glauben an Jesus auszugehen und eine Christologie von oben zu entwickeln.

Hans Küng: Erlebte Menschlichkeit, Seite 264 bis 266

 

Erst zu Ostern mit der Auferstehung wird Jesus als Christus Mitregent auf Gottes Thron

27. Mai 2014

Psalm 2,7; 110,1

Apostelgeschichte 2, 32-36 (in der Pfingstrede des Petrus) und 13, 33

Markus 10, 18 (Jesus erklärt: nur Gott ist gut; Jesus ist es nicht)

Römerbrief 1, 4 (Jesu Sohnschaft kommt erst durch die Auferstehung zustande)

Hans Küng: Erlebte Menschlichkeit, S. 234-235

 

Dreieinigkeit

24. Mai 2014

Aber, fragen mich nun die Muslime: “ Wie verhält es sich dann mit der Trinität? “ Meine Antwort gebe ich so einfach wie möglich: “ Gott ist des unsichtbarer Vater über uns; Jesus, der Sohn des Menschen, Gott mit uns, der Heilige Geist aus Gottes Kraft und Liebe in uns. “
Hans Küng: Erlebte Menschlichkeit, S.235