Wie schon erwähnt, findet eine Romafamilie eine Wohnung, wird diese zu einer Anlaufstation für Freunde und Verwandtschaft. Diese haben aber keine Schlüssel. Um ins Haus zu gelangen wird dann geschellt. Häufig
überall. Bei mir im Haus ist eine Klingel mit Gegensprechanlage installiert. Bei dieser kann ich weder die Klingel abstellen noch den Klingelton in der Lautstärke regulieren. Das Klingelkonzert zu den unterschiedlich Tag und auch Nachtzeiten kann ganz schön an den Nerven zerren.Ich suchte also das Gespräch. Die von meinen Roma- Nachbarn entwickelte Lösung war pragmatisch sorgte aber für neuen Ärger.Das Türschloss der Haustür wurde ausgebaut. Fortan war unser Haustür immer offen. Die Hausverwaltung war entsetzt, meine sonstigen Nachbarn auch.
Da meine Nachbarn ihren Lebensunterhalt durch Schrott verdienten den sie einsammelten ergab sich bald ein Problem mit der Lagerung dieses Schrottes. Wohin damit? Sie verwendeten dazu unsere Kellerräume wo sie jeden freien Raum regelrecht verfüllten. Bald waren auch mein Keller und der Fahrradkeller unerreichbar, weil komplett zugestellt. Wenn nichts mehr reinging, kam es regelmäßig zu einer großen Verladeaktion. Abends versammelten sich dann mehrere Kleinlaster vor unsere Haustür. Diese wurden bis unters Dach beladen und fuhren den Schrott ab. Wohin habe ich nie erfahren.
Dieser Vorgang wiederholte sich alle 3-4 Wochen. Immer unter dem lautstarken Protest der Nachbarn. Die ersten Male wurde die Polizei gerufen, aber da es sich nicht um Diebesgut handelte und die Aktion auch ohne Lärm ablief ergaben sich irgendwann auch die hartnäckigsten Beschwerer ihrem Schicksal. Dieser Wechsel von Schrottflut und Schrottebbe hat auch mich gestört. Allerdings war Schrott zu sammeln die einzige Einnahmequelle meiner Nachbarn. Da ich die Armut kannte in der sie lebten blieb mir jede Kritik und Groll im Halse stecken. Mittlerweile ist aber auch dieser legale Einnahmeweg verschlossen. Gewerblich Schrott zu sammeln ist in NRW gesetzlich praktisch unmöglich geworden.
Wie die Geschichte in Dortmund weiterging, kann man bei Ruhrbarone nachlesen.
Was sich in Duisburg abgespielt hat, wird hier nicht völlig klar. Meine Solidarität gilt Roma und Polizei, betroffenen Anwohnern und den Menschen, die Roma schützen wollen.
Nur, wie wird man allen gerecht?
Wieder zitiere ich Ruhrbarone:
Toleranz zu üben kann verdammt schwer sein. Ratlos bin ich immer noch.