Fred Goodwin, Generaldirektor der Royal Bank of Scotland, verliert seinen Posten. Nur wenn er mit seinem privaten Geld genauso unvernünftig umgegangen sein sollte wie mit dem seiner Bank, träfe es ihn hart. Bei ca. 12 Millionen Euro Jahreseinkommen sollte er auch jetzt nicht darben müssen, auch wenn er jetzt nicht die in Bankenkreisen nicht unübliche Abfindung in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe erhält. 2002 wurde er von Forbes zum „globalen Geschäftsmann des Jahres“ erklärt, der Marktwert seiner Bank war größer als der der Deutschen Bank. Jetzt musste die Regierung 60% der Bank übernehmen, um die Pleite zu verhindern. Er ist ein Musterbeispiel dafür, dass das Risiko der Bankgeschäfte nur von den kleinen Angestellten und dem Steuerzahler getragen wird, nicht von dem, der die Fehlentscheidungen zu verantworten hat.
Unser System sieht keine Möglichkeit vor, diese Ungerechtigkeit zu verhindern.
So schlimm das sein mag. Das Problem ist weit größer. Denn die Finanzderivate, die in die Krise geführt haben, die Politik unregulierter Bankengeschäfte, die dazu führt, dass über 98% der Finanztransaktionen nichts mit Handeln mit realen Gütern zu tun hat, sind ja nicht nur zu Rechtfertigung märchenhafter Managergehälter entwickelt worden. Sie dienen ja dazu, eine Krise unseres Wirtschaftssystems zu überwinden, gegen die man kein anderes Mittel gefunden hat: die Stagflation.
Die Reagonomics, die Politik der Steuererleichterungen, die zum Überkonsum in den USA und zu ihren riesigen Auslandsschulden führte, wurde ja auch in Europa begrüßt, weil man aus der Stagflation herausfinden wollte.
Dabei wurde die Stagflation ja durch ein realwirtschaftliches Problem, die Verknappung der Energie, die dann zu erhöhten Preisen führte, hervorgerufen worden. Begegenet wurde ihr dadurch, dass man die Augen vor dem Problem verschlossen hat, künstlich den Ölpreis heruntertrieb und den Konsum durch Schaffung privater Kaufkraft erhöhte. Dabei hätte die Reaktion sein müssen, Energie einzusparen und Arbeitsplätze auf dem Sektor alternativer Energien zu schaffen.
Die Finanzkrise von heute beruht nicht vornehmlich auf der Gier der Manager – die hat es schon immer gegeben -, sondern darauf, dass man auf das realwirtschaftliche Problem die falsche Antwort gab und diese durch die entsprechende Geldpolitik absicherte.
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Zum Umfang der Krise
14. Oktober 2008Wirtschaftsdiktatur
1. Oktober 2008Spiegel online titelt „Die ganze Welt hofft auf die zweite Abstimmung“ und verweist auf Politiker und „Notenbanker“ rund um die Welt.
Es ist kaum anzunehmen, dass die Bevölkerung in Bagladesh und Myanmar schon etwas über die Bedeutung dieser Abstimmung weiß. Aber auch ich sehe dieser Abstimmung eher gleichmütig entgegen. Natürlich will ich mit Politikern und Notenbankern die Wirtschaftskrise vermieden sehen, die entstehen, wenn man das „Schmiermittel“ Geld nicht reichlich genug für die bereit hält, die Nutznießer des wirtschaftlichen Wahnsinns unregulierter Finanzmärkte waren (und vermutlich auch über eine zweite tiefe Weltwirtschaftskrise hin auch in der Mehrzahl bleiben werden). Aber warum müssen in diesem System ständig die Reichen vor Risiken geschützt werden, indem man die Armen noch ärmer macht? Haben die Repräsentanten der Demokratie wirklich schon keine Möglichkeit mehr, erfolgreich gegen die Wirtschaftsdiktatur aufzubegehren?
Könnte nicht ein heilsamer Schock endlich aufrütteln und zum Handeln auch in der ökologischen Krise bereit machen? Mein Sohn hat schon vor Jahren darauf gesetzt, dass die Menschheit spätestens durch einen Schock vor dem irreversiblen ökologischen Zusammenbruch lernen werde. Ist der Zeitpunkt bereits da?
Aber im Grunde glaube ich nicht daran, dass die US-Abgeordneten auch angesichts der drohenden katastrophalen wirtschaftlichen Entwicklung, die ihnen die Börse in den nächsten Tagen ankündigen wird, hart bleiben.So dass ich eher mit resigniertem Gleichmut eine weitere Verfestigung der Wirtschaftsdiktatur erwarte.
Aber ich hoffe dennoch. Eine kleine Hoffnung bleibt mir doch, dass die Abgeordneten – ähnlich wie der Internationale Währungsfonds es mit Entwicklungsländern in der Krise tut – ihre Regierung verpflichten, die zur Verhinderung einer zweiten Krise dieser Art notwendigen Finanzkontrollen einzubauen und sie so zum Kampf gegen die Wirtschaftsdiktatur verplichten, bevor sie sich auf den Kredit einlassen.
Wer weiß freilich, ob die Börse bis dahin noch mit 700 Milliarden zufrieden ist?