Jugend und Musik

Ich freue mich auf die Blumen rot“ (Konradin zugeschrieben, von Ernst-Lothar von Knorr)

„Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd“ (Theodor Körner, Freiheitskriege 1813)

Ob wir rote, gelbe Kragen …“ Bürgerlied im Vormärz 1845

„Und wer die blaue Blume finden will, der muss ein Wandervogel sein“ (Von dem Wandervogel Hjalmar Kutzleb)

Wann wir schreiten Seit an Seit“ (Hermann Claudius 1916)

Ja die Fahne ist mehr als der Tod“ (Hitlerjugend)

We shall overcome“ (Protestlied 1946)

„Du laß dich nicht verhärten“ (Wolf Biermann)

Come as you are“ (Nirvana)

Immer steckt für Jugendliche so viel mehr in dem Musikerlebnis, als die Worte aussagen.

„Die Fahne führt uns in die Ewigkeit“. Es ist sonst auf anderes als das Wort Fahne bezogen; aber dies Gefühl vereinigt die Berserker zur Wikingerzeit, die deutschen Freiwilligen in der ersten Flandernschlacht 1914, die Kamikaze-Flieger des Zweiten Weltkriegs und die islamischen Selbstmordattentäter von heute. (Von den entscheidenden Unterschieden nicht zu reden.) Und es ist nur ein Gran Todessehnsucht. Es ist vor allem ein über den unvollständigen, unvollendeten Zustand Hinauskommenwollen. Schwermütig verzweifelte Hoffnung, die auch in „dass ich an Jahren bin ein Kind“ anklingt. Konradin ist mit 16 Jahren hingerichtet worden, durchaus nicht todessüchtig. Aber er hat seinen Sinn in der Geschichte gefunden.

Ausgesprochen wird das alles schon falsch. Aber das Gefühl vermittelt einen Sinn weit über Verstand und Vernunft hinaus. Und der Ausdruck tiefster Gefühle ist musikalischen Wunderkindern schon in einem Alter möglich, wo sie menschlichem Ermessen nach das seelische Erleben, das diesen Gefühlen zugrunde liegt, noch gar nicht haben können. Nach Oliver Sacks neustem Werk über Musik spricht das dafür, dass es eine vor seelischem Erleben beherrschte Musiksprache geben muss. (bei Nietzsche das Dionysische)

Man könnte jetzt über Marschmusik und darüber reflektieren, dass die Popmusik sich in so viele Gefühls-Szenen geteilt hat, dass eine gruppenübergreifende Jugendmusikkultur kaum noch zu fassen scheint (und darüber, dass es früher zwar anders, aber vielleicht nicht wesentlich anders war).

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